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Falkensee: Der Bauherren-Schutzbund unterstützt angehende Bauherren!

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Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Dies bemerken viele Häuslebauer im Havelland, sobald sie ihren Traum von den eigenen vier Wänden im Grünen in die Realität umsetzen möchten. Denn: Sehr viel kann beim Hausbau schiefgehen. Aus diesem Grund lohnt es sich, einen kompetenten und erfahrenen Baupartner an der eigenen Seite zu wissen. (ANZEIGE)

Der Bauherren-Schutzbund e.V. ist ein Verein, der deutschlandweit aktiv ist und Bauingenieure, Architekten, auf Baurecht spezialisierte Anwälte sowie Sachverständige zusammenbringt, um als Verbraucherberatung für den angehenden Bauherren zu wirken. In Falkensee bietet der Bausachverständige Reiner Uelze (78) seine Unterstützung an. Er ist seit 22 Jahren mit dabei und war selbst elf Jahre lang 2. Vorsitzender des Vereins, der inzwischen über einhundert Büros unterhält und 65 Kanzleien mit einbindet.

Reiner Uelze: „Unsere Arbeit beginnt bereits vor dem Kauf eines geeigneten Baugrundstücks. Wir sorgen dafür, dass vor dem Kauf ein Bodengutachten gemacht wird. Wir haben im Erdreich schon alles gefunden – von einem verbuddelten Fahrzeug der Sowjets bis hin zu Torfvorkommen, die die Standsicherheit des späteren Gebäudes gefährden. Ein zu hoch stehendes Grundwasser macht es mitunter ratsam, das Haus ohne Keller zu planen. In Falkensee ist es inzwischen leider so, dass es kaum noch freie Grundstücke ohne eine Macke gibt. Da muss man schon genau hinsehen.“

Die Anwälte des Bauherren-Schutzbundes schauen auch gern den Kaufvertrag für das Grundstück durch und achten darauf, dass hier alles mit rechten Dingen zugeht. Reiner Uelze: „Zu 99 Prozent ist hier aber alles in Ordnung.“

Auch beim Erstellen der Architektenpläne haben die Experten an der Seite des Bauherren ein wachsames Auge auf die Arbeiten und können Verbesserungen vorschlagen oder auf Probleme hinweisen.

Ganz besonders wichtig ist die Unterstützung während der Bauphase. Reiner Uelze: „Wir kontrollieren den Baufortschritt mindestens acht bis zehn Mal. Dabei sprechen wir mit allen Gewerken, weisen gleich vor Ort auf mögliche Probleme hin und schreiben bei jedem zweiten Besuch ein ausführliches Protokoll, das vor Gericht inzwischen sogar schon den Status eines Gutachtens hat. Uns geht es um die Statik, die Bauphysik und die Technik. Dabei müssen wir ganz klar sagen: Ganz mängelfrei geht es einfach nicht. Mängelarm ist unser Ziel. Die Gebrauchsfähigkeit muss vorhanden sein. Aber: Wir sind zwar gemeinnützig, manchmal aber auch gemeingefährlich – zumindest für Baufirmen, die es nicht ehrlich mit ihren Kunden meinen oder die pfuschen. Denn verbergen kann man vor unseren Experten rein gar nichts. Wir arbeiten präventiv und sorgen für Ordnung. Wir dürfen auch Firmen abmahnen, wenn sie verbraucherfeindliche Klauseln in ihre Verträge aufnehmen.“

Reiner Uelze ist als Bausachverständiger begeistert von der Entwicklung im Baugeschäft: „Es ist unfassbar, wie schnell die Entwicklung der Bau- und Dämmstoffe zurzeit gerade beim Hausbau voranschreitet. Private Hausbesitzer haben auf diese Weise deutlich mehr Potenzial, zur Erhaltung der Klimaziele beizutragen als der gesamte Autoverkehr.“

Der Bauherren-Schutzbund e.V. kümmert sich zurzeit um 12.000 Bauherren gleichzeitig – und hat so direkten Einfluss auf 4,5 Milliarden Euro Bauinvestitionen.

Reiner Uelze: „Wer unsere Dienste in Anspruch nehmen möchte, muss wenigstens ein Jahr lang Mitglied im Verein werden – und zahlt am Ende etwa 1,5 bis 2 Prozent der Hausbaukosten als Gebühr. Das entspricht im Schnitt 3.500 bis 5.000 Euro. Das sind Gebühren, die gut investiert sind, weil wir leicht das Zehnfache an Geldern durch Schadensverhinderung einsparen.“

Meist sind ja die Bauherren regelmäßig selbst auf der Baustelle und haben Fragen, die vor Ort nicht sofort beantwortet werden können. Reiner Uelze: „Dann lohnt es sich, mit dem Smartphone ein paar Fotos zu machen und sie uns zu senden. Wir klären das dann umgehend.“ (Text/Foto: CS)

Info: Bauherren-Schutzbund e.V., Reiner Uelze, Friedrich-Engels-Allee 84, 14612 Falkensee, Tel.: 03322-2416793, www.bsb-beratungsnetz.de/reiner-uelze/bauberatung/

Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 158 (5/2019).

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Ein Bau-Spaziergang durch Finkenkrug: Was ist mit EDEKA und Penny?

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Im beschaulichen Finkenkrug werden Veränderungen seit jeher misstrauisch beäugt: Am liebsten soll alles so bleiben, wie es ist. Doch gerade im Bereich der Nahversorger muss der Bestand langsam modernisiert werden, wie der 1. Beigeordnete von Falkensee und Baudezernent Thomas Zylla am 13. April auf einem „kommunalpolitischen Spaziergang“ erklärte.

Die CDU Falkensee und ihre Bewerber für einen Posten in der Stadtverordnetenversammlung hatten zu dem Treffen geladen, zu dem leider – wie so oft bei solchen Angeboten – nur eine kleine Handvoll Bürger aus der Nachbarschaft hinzustieß.

Thomas Zylla: „Nach über zwanzig Jahren gibt es bei den Nahversorgern den Bedarf, vor Ort etwas zu verändern. In der Regel reicht die vorhandene Fläche nicht mehr aus, um mit der modernen Art der Versorgung mithalten zu können. Sowohl EDEKA als auch Penny wollen bereits seit Jahren ihre Standorte in Finkenkrug weiterentwickeln. Ich finde es gut, wenn die angehenden Stadtverordneten sich schon jetzt darüber informieren, was sie später einmal im kommunalen Alltag erwartet.“

So nahmen am Spaziergang übrigens nicht nur Sven Steller von der CDU, sondern auch Heiko Kohl von den Grünen teil.

Das Treffen nahm seinen Anfang im Finkenkruger Wachtelfeld. Hier soll der bestehende EDEKA-Markt stark erweitert werden. Thomas Zylla: „Seit Anfang der 90er Jahre gibt es für das Wachtelfeld einen B-Plan. Seitdem ist hier nichts mehr verändert worden. EDEKA möchte den Markt vor Ort vergrößern und moderner gestalten, damit er weiterhin zur Marke passt. Der aktuelle Betreiber des Markts hat das Recht dazu, dass der Betrieb während der Baumaßnahmen weitergeht und er am Ende nahtlos umziehen kann. Das kann nur so funktionieren: Es wird ein neuer EDEKA-Markt im Wachtelfeld gebaut – dort, wo jetzt das kleine Gebäude mit dem ehemaligen Steakhaus steht. Nach der Fertigstellung des Baus würde EDEKA in das neue Gebäude umziehen und mit diesem Schritt die Einzelhandelsfläche von 2.000 auf 5.000 Quadratmeter vergrößern. Das alte Gebäude könnte anschließend neu genutzt werden – etwa für einen Drogeriemarkt. Der Neubau ist einstöckig geplant. Also ohne Wohnungen über dem Markt – dafür fehlen die Stellplätze für Autos.“

Das Problem vor Ort: Um Platz für das neue Gebäude zu schaffen, müsste auch ein guter Teil des kleinen Wäldchens im Wachtelfeld verschwinden, weil es eine „Flächenkonkurrenz“ gibt. Es müsste also ein Verfahren zur Waldumnutzung angestrebt werden. Außerdem müsste der B-Plan angefasst und geändert werden.

Thomas Zylla: „Wir von der Stadt Falkensee warten derzeit noch auf mehrere Zuarbeiten des Investors. Wir brauchen einen Vermessungsplan für den Standort aller jetzt vorhandenen Bäume. Eine einzelne Eiche ist bereits im B-Plan festgesetzt worden. Auch der Verkehrsfluss muss untersucht werden. Wir wünschen uns auch eine Erschließung des Geländes von der Meisenstraße aus für Fahrradfahrer und Fußgänger.“

Fakt ist: Im Jahr 2018 hat der Investor die ihm fehlenden Grundstücke im Wachtelfeld hinzugekauft. Thomas Zylla: „Das Investionsvolumen steht noch nicht fest, die letzten Pläne sind aus den Jahren 2015 und 2017. Bis hier vor Ort sichtbar etwas passiert, das kann noch dauern. Allein, bis alle Gutachten erstellt sind und der neue B-Plan beschlossen ist, wird es etwa ein dreiviertel Jahr dauern. Das Tempo gibt hier der Investor vor, nicht die SVV.“

Sven Steller: „Wir müssen alles dafür tun, damit die Post, die Ärzte, die Sparkasse und andere Dienstleister am Ort bleiben, damit die Quartiersversorgung erhalten bleibt. Momentan fehlt im Wachtelfeld die Aufenthaltsqualität. Das Areal ist eher unansehnlich, da geht man als Finkenkruger schnell einkaufen und ist dann sofort wieder weg.“

Das sieht Heiko Kohl anders: „Das Angebot, das wir am Standort haben, reicht doch völlig aus. Warum kann man das denn nicht so lassen, warum muss es immer größer werden? Für alle Nachbarn, denen das Angebot nicht ausreicht, finden sich doch viele weitere Märkte in der Nachbarschaft. Es lohnt sich nicht, für ein paar Quadratmeter mehr wieder weitere Flächen zu versiegeln und weitere Grünflächen aus dem Stadtbild verschwinden zu lassen.“

Penny zieht um am Bahnhof

Zu einer ganz ähnlichen Situation kommt es direkt am Bahnhof Finkenkrug.

Der Penny-Markt „möchte aus den 90er Jahren abgeholt werden“ (Zylla). Der alte Markt steht ganz versteckt in dritter Reihe am Bahnhof und ist von der verkehrsführenden Straße nicht zu sehen. Er soll nun umziehen und dabei auch gleich flächenmäßig vergrößert werden – von 830 auf 1.300 Quadratmeter. Ziel ist es, einen modernen Penny direkt an der Rudolf-Breitscheid-Straße gegenüber vom Capitol entstehen zu lassen – zwischen dem aktuellen Parkplatz und dem Volksbank-Gebäude. Eine kleine Backstube soll in einem separaten Gebäude entstehen. Das Areal hat der Investor bereits der Volksbank abgekauft.

Thomas Zylla: „Wir würden als Stadt natürlich gern den Parkplatz direkt vor dem alten Penny übernehmen, sodass die Pendler ihn nutzen können. Der bisherige Parkplatz mit seinen 24 Stellflächen gegenüber vom Capitol würde auf die andere Seite des Schlaggrabens verlagert werden müssen, da hat die Stadt noch kommunale Flächen. Tatsache ist, dass dem neuen Penny einige Bäume weichen müssten. Auch hier ist allerdings nicht mit einer schnellen Umsetzung zu rechnen: Die Penny-Pläne gibt es bereits seit sechs Jahren.“

Juliane Kühnemund von der Falkenseer Baumschutzgruppe begleitete den Spaziergang: „Es ist schade, dass immer mehr vom grünen Charakter der Gartenstadt verschwindet.“ (Text/Fotos: CS)

Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 158 (5/2019).

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Zu Besuch in Falkensee: Interview mit Dr. Mark Benecke

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Dr. Mark Benecke ist Kriminalbiologe und Spezialist für forensische Entomologie. Sein Spezialgebiet ist es, ganz besondere Zeugen an einem Kriminaltatort zu befragen – Insekten, die auf Leichen leben. Anhand empirischer Daten lässt sich so etwa dank des Entwicklungsstands einer Fliegenmade abhängig von der Temperatur, der Sonneneinstrahlung und anderen Faktoren erheben, wie lange eine Leiche schon an einer bestimmten Stelle gelegen hat.

Der Experte, der in Köln lebt, Hitlers Schädel und Zähne untersuchte, auf der Body-Farm der University of Tennessee an FBI-Trainings teilgenommen und Speziallabore in Kolumbien, Vietnam und auf den Philippinen errichtet hat, studierte Biologie, Zoologie und Psychologie an der Universität Köln. Mark Benecke promovierte mit einer Dissertation über genetische Fingerabdrücke.

Dr. Mark Benecke hat viele spannende Bücher über seine Fälle geschrieben und wird im Herbst seine Autobiografie veröffentlichen. Noch beliebter als die Bücher sind seine detaillierten Vorträge, die Titel wie „Insekten auf Leichen“, „Bakterien, Gerüche und Leichen“ oder “Blutspuren“ tragen. Hier gibt er Einblick in seine ungewöhnliche Arbeit und untermalt seine Worte mit unzensierten Fotos, die die Zuschauer so noch nie zuvor gesehen haben.

Am 30. März besuchte Dr. Mark Benecke zum ersten Mal die Falkenseer Stadthalle, um einen Vortrag zu halten. Die Veranstaltung war binnen weniger Tage restlos ausverkauft. Gut, dass „Dr. Made“ wiederkommt. Am 15. Februar 2020 wird er in Falkensee seinen Vortrag „Insekten auf Leichen“ halten.

Grund genug für Carsten Scheibe, den Kriminalbiologen zum Interview zu bitten.

Kommissar Schmeißfliege, Doktor Made – welche Namen hat man Ihnen in den Medien eigentlich noch alles gegeben?

Käpt‘n Falkensee.

Wie findet man eigentlich seinen Weg von der Biologie hin zu Insekten, die auf Leichen leben?

Unser Labor im Institut für Rechtsmedizin war im Keller. Da waren die Leichen und eben auch die Leichen-Insekten.

Arbeiten Sie noch aktiv als Kriminalbiologe?

Jau, mein Team und ich sind derzeit ungefähr bei Fall 1.500, zu denen wir eine Akte angelegt haben. Nebenbei gebe ich den Menschen einfach nur Tipps, etwa zum Thema Trauerbegleitung und dergleichen. Da legen wir aber natürlich keine Akte an.

Sie weisen immer wieder darauf hin, dass durch falsche Rückschlüsse am Tatort Fälle vermurkst werden. Sie propagieren, jede Information zu prüfen. Wie genau ist da Ihre Herangehensweise an eine neue Situation am Tatort?

Jeder Tatort ist neu. Es ist wichtig, vor Ort einfach erst einmal mit Kinderaugen zu gucken und alles spannend zu finden. Wirklich treffend finde ich das Sherlock Holmes‘sche Zitat: „I never guess. It is a shocking habit — destructive to the logical faculty“.

Verliert der Schrecken am Tatort mit der Zeit seine Intensität? Sieht man irgendwann nicht mehr den toten Menschen, sondern nur noch die Situation und die Tatortdetails?

Das war bei mir von Anfang an so. Anders frisst sich der Job glaube ich zu sehr ins Herz. Ich liebe Spuren, und die suche und bearbeite ich am Fundort — das muss genügen. Den Rest können die anderen — jeder kann was anderes.

Was sind eigentlich typische „Anzeiger“-Insekten auf einer Leiche? Geht es da nur um Fliegen oder auch um Asseln und Käfer?

Asseln spielen keine Rolle, wenn es um die Leichenliegezeit geht: Wir kennen ihre Entwicklungsdauern nicht. Bei Fliegen sind vor allem Schmeißfliegen — die „Brummer“ — interessant, weil sie sehr früh kommen. Ich hatte aber auch schon Leichen mit Käsefliegen und vielen anderen. Eine neue Art habe ich sogar selbst in Kolumbien endeckt, die Trauermücke Pseudolycoriella martita. Das Bestimmungs-Team und ich haben sie nach meiner insektenkundlichen Kollegin Marta Wolff benannt, mit der ich seit fast 25 Jahren in Kolumbien und Peru Trainings durchführe. Das winzige Tierchen stammte von einem verfaulenden Schwein im Wald; ich hab‘s in einer kleinen Flasche Rum aus Medellín transportiert. Käfer gibt es auch massenhaft, aber an eher trockeneren Leichen, beispielsweise Teppichkäfer oder Kurzflügler.

Gibt es solche Tierchen auch bei einer Wasserleiche?

Es gibt ein paar Studien dazu. Eine Kollegin hat Seepocken an Schuhen, die lange im Wasser lagen, untersucht — als Hinweis darauf, wie lange der tote Mensch dort lag. Es gibt auch Tiere, die gar nicht an der Leiche interessiert sind, beispielsweise Köcherfliegen. Sie heften sich an alles mögliche, und wenn wir Glück haben, können sie uns dann etwas über die Liegezeit einer Leiche im Wasser verraten.

Wenn Sie im Ausland unterwegs sind als Kriminalbiologe: Gibt es da nicht ganz andere Insekten an den Leichen?

Klar, das ist überall anders. Das ist ja das Schöne an meinem Beruf und meinem Leben.

Das große Insektensterben beschäftigt die Menschen. Beeinträchtigt das auch Ihre Arbeit, weil nicht mehr so viele Insekten auf den Leichen gefunden werden wie früher?

Alles mögliche beeinträchtigt meine Arbeit: Geld, Energie, Machtgeschubse und Wortgeklingel — et ist wie et is. Ich arbeite mit dem, was da ist und was machbar ist. Die Insekten-Sache siedelt höher an: Es ist ein Schlaglicht auf das ganz große Artensterben, in dem wir uns gerade befinden, der sechsten großen Auslöschungs-Welle des Lebens. Da die Zusammenbrüche von Nahrungsnetzen dieses Mal uns Menschen treffen — Geld kann man zwar essen, es ist aber nicht nahrhaft —, brauchen wir uns kriminalistisch kaum Sorgen machen: Wenn‘s keine Kulturen mehr gibt, brauchen wir auch keine Spurenkunde mehr.

Sie haben einen eigenen Test entwickelt, der aufzeigt, ob Blutspuren am Tatort von der Tat selbst stammen oder ob Fliegen das Blut an neue Positionen getragen haben. Können Sie uns das kurz erklären?

Wir hatten einen Fall aus Nebraska, bei dem der Polizist ahnte, dass er vor Gericht nicht genau erklären kann, wo die kleinen, scheinbar schräg aufgetroffenen Blutspuren an einer Lüftung am anderen Ende des Raumes herkamen. In den USA kann das dazu führen, dass der Beweis insgesamt nicht zugelassen wird. Wir wollten also ausschließen, dass dieses echte Blut vom echten Opfer mit einer Waffe an den „unmöglichen“ Ort verschleudert worden war.

Dazu haben meine damalige Praktikantin Saskia und ich hunderte von Fliegen auf Tapeten-Streifen, Böden usw. erbrechen und koten lassen (das machen sie freiwillig). Danach haben wir errechnet, wie sich diese Spuren von Schleuderspuren bei einer Tat unterscheiden — durch ihre oft welligen Schwänze und ihren vergleichsweise kleinen Kopf. Unsere Methode ist heute Standard, was uns mega freut, denn es war eine saumäßige und wie eigentlich immer unbezahlte Arbeit.

Sie sind viel unterwegs mit Ihren Vorträgen. Vor jedem Auftritt erkunden Sie die neue Stadt und machen Fotos für die Show. Worauf achten Sie dabei, was springt Ihnen ins Auge?

Das Reisen an sich ist toll: Einfach jeden Tag was Neues zu sehen. Um Berlin herum natürlich ist die Verspeckgürtelung spannend zu verfolgen. Dass Familien kurz vorher abgeschriebene Gegenden besiedeln, die erste Pizza-Bude aufmacht, dann ein Fahrrad-Laden, dann eine Eisdiele… läuft! Im Westen ist es ganz lustig, die regionalen Unterschiede der Sauberkeit in fast grundsätzlich aus überalterten Gebäuden bestehenden Städten zu fotografieren. Ich lasse mich von morgens bis abends mit kindlichem Blick von einfach allem überraschen, was sich messen lässt.

Ihre Vorträge haben Titel wie „Insekten auf Leichen“, „Body Farm“, „Blutspuren“ oder „Serienmord“. Welchen Vortrag haben Sie am häufigsten gehalten, auf wie viele Zuschauer kommen Sie da? Und arbeiten Sie noch neue Vorträge aus?

„Mumien in Palermo“ ist recht neu, „Mafia in New York“ ist ganz neu. Ich habe die Zuschauer*innen-Zahlen noch nie ausgerechnet, aber es sind mittlerweile bei reinen Vorträgen mehrere hunderttausend in den letzten fünf Jahren. Die Zahl ist mir eh egal, es freut mich viel mehr, wie interessiert, bunt gemischt und freundlich unser Publikum ist. Es gibt eine Fan-Gruppe mit hunderten Menschen, die ein Tattoo-Motiv von mir tragen und laufend bei Spenden-aktionen für krebskranke Kinder, Tierschutz und so weiter mitmachen. Wer hat schon so viele lebensfreundliche, liebevolle Homies?

Wenn man Ihren Vortrag besucht, hat man den Eindruck, als würden auf Ihrem Bildschirm nur Stichwörter stehen und Sie erzählen völlig frei. Ist das so? Und ist damit jeder einzelne Vortrag ein reines Unikat?

Eigentlich sollten auf der Leinwand und auf meinem Bildschirm gar keine Wörter stehen, sondern nur Bilder zu sehen sein. Das lernen die Studierenden auch seit fast zwanzig Jahren in unseren Kursen. Und ja, jeder Vortrag ist ein Unikat, und die Einleitung davor ist noch „unikatischer“, denn diese Bilder von den Spuren auf der Anreise zeige ich meist nur ein einziges Mal.

Sie treten für die PARTEI an, leben vegan, sind DONALDIST, lieben Tattoos, sind Vorsitzender der Dracula-Gesellschaft und der dunklen Szene zugetan. Haben wir noch etwas vergessen?

Bestimmt!

Sie schreiben viele Bücher, darunter auch Experimentierbücher für Kinder. Wie erleben Sie Kinder, wie gehen sie mit dem Tod, mit Mord und der Forensik um?

Kinder sind völlig entspannt. Ich mache mit Hoch- und Höchstbegabten Trainings, in allen möglichen Schulen. Tina — meine Mitarbeiterin — und ich haben auch schon in der Psychiatrie mit den Kids Unterricht gemacht. Das beste an Kriminalfällen ist, dass Kinder Spaß am Tüfteln haben, ohne wie Erwachsene irgendwelchen Scheiß mit in den Fall zu schleppen: Sexuelle Fantasien, Rache-Gelüste, Krimi-Tricks. Sie sehen die Spuren klar und sauber…

Kinder sind von Natur aus gute Naturwissenschaftler*innen. Sie glauben nichts und prüfen alles, wenn man sie nur lässt. Ich lasse sie. Klappt top. Die sozialen Dinge sind für die Kinder dabei absolut klar: Man soll anderen nicht weh tun oder was weg nehmen, basta.

Haben Sie noch ein Tatort-Team? Bilden Sie noch Forensiker aus?

Ja, ich arbeite nur in Teams. Beispiele dazu finden sich in meinen wissenschaftlichen Veröffentlichungen. Dazu gibt es auch die Sammel-Seite www.beneckepapers.com.

Gibt es noch einen Lebensplan jenseits der Vorträge? Was haben Sie in Ihrem Leben noch vor?

Jenseits der Vorträge? Ich bearbeite Fälle. Und ich trete zur Europa-Wahl an. Noch mehr hier: www.benecke.com.

Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 158 (5/2019).

Der Beitrag Zu Besuch in Falkensee: Interview mit Dr. Mark Benecke erschien zuerst auf FALKENSEE.aktuell.

Die lange Nacht der Wahlen im Havelland – die Ergebnisse

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Am Sonntag wurde gewählt im Havelland. Drei überdimensionierte Wahl- und Stimmzettel voll mit kleingedruckten Namen und Parteibezeichnungen bekamen die Wähler mit in ihre Kabine gereicht. So mancher war angesichts der Papierfluten überfordert und blockierte die Kabine für endlos lange Minuten. Kein Wunder, dass die Wähler mitunter Schlange standen: Wartezeiten bis zu einer Stunde waren da angesagt.

Auch das Auszählen der Stimmen zog sich anschließend in die Länge. Zuerst waren die ersten Hochrechnungen für die Europawahl greifbar, dann ging es weiter mit der Kreiswahl. Erst ab 22 Uhr konnten dann erste lokale Trends für die Kommunalwahlen eingesehen werden. Die Auswertung zog sich durch die ganze Nacht und war zum Teil auch am frühen Morgen noch nicht beendet. Zur ersten Orientierung hier die vorläufigen Ergebnisse.

 

Die Europawahl im Havelland

131.241 wahlberechtigte Bürger gibt es im Havelland. 78.141 machten bei der Europawahl mit, das entspricht einer Beteiligung von 59,5%. Nach der Auswertung von 222 Stimmbezirken kam es zu diesem vorläufigen Ergebnis (Stand 8:34 Uhr, 27.5.19):

CDU (15.158 Stimmen) – 19,7%
AfD (13.797 Stimmen) – 17,9%
SPD (13.531 Stimmen) – 17,6%
GRÜNE (11.786 Stimmen) – 15,3%
DIE LINKE (7.643 Stimmen) – 9,9%
FDP (3.629 Stimmen) – 4,7%

NPD (600 Stimmen) – 0,8%
FAMILIE (1.334 Stimmen – 1,7%
Tierschutzpartei (1.597 Stimmen) – 2,1%
PIRATEN (422 Stimmen) – 0,5%
FREIE WÄHLER (1.519 Stimmen) – 2,0%
Die PARTEI (1.698 (Stimmen) – 2,2%
Volksabstimmung (166 Stimmen) – 0,2%
DKP (70 Stimmen) – 0,1%
ÖDP (350 Stimmen) – 0,5%
MLPD (66 Stimmen) – 0,1%
SGP (15 Stimmen) – 0,0%
BP (103 Stimmen) 0,1%
TIERSCHUTZ hier! (482 Stimmen) – 0,6%
Tierschutzallianz (280 Stimmen) – 0,4%
Bündnis C (73 Stimmen) – 0,1%
BIG (50 Stimmen) – 0,1%
BGE (112 Stimmen) – 0,1%
DIE DIREKTE! (57 Stimmen) – 0,1%
DiEM25 (210 Stimmen) – 0,3%
III. Weg (39 Stimmen) – 0,1%
Die Grauen (312 Stimmen ) – 0,4%
DIE RECHTE (66 Stimmen) – 0,1%
DIE VIOLETTEN (59 Stimmen) – 0,1%
LIEBE (120 Stimmen) – 0,2%
DIE FRAUEN (167 Stimmen) – 0,2%
Graue Panther (248 Stimmen) – 0,3%
LKR (83 Stimmen) – 0,1%
MENSCHLICHE WELT (89 Stimmen) – 0,1%
NL (31 Stimmen) – 0,0%
ÖkoLinX (59 Stimmen) – 0,1%
Die Humanisten (122 Stimmen) – 0,2%
PARTEI FÜR DIE TIERE (253 Stimmen) – 0,3%
Gesundheitsforschung (282 Stimmen) – 0,4%
Volt (359 Stimmen) – 0,5%

Quelle Zahlen und Grafik: http://portal.hvlnet.de/wahlen/ew2019.html

 

Die Kreistagswahl im Havelland

Bei der Kreistagswahl für das Havelland wurden 231.879 Stimmen abgegeben. Das entspricht einer Wahlbeteiligung von 58,44 Prozent. Nach der Auszählung von 222 Stimmbezirken kam es zum folgenden vorläufigen Ergebnis (Stand 7:23 Uhr am 27. Mai 2019)

CDU (47.007 Stimmen) – 20,27%
SPD (42.218 Stimmen) – 18,21%
AfD (32.958 Stimmen) – 14,21%
GRÜNE/B 90 (31.862 Stimmen) – 13,74%
DIE LINKE (27.492 Stimmen) – 11,86%
FDP (13.835 Stimmen) – 5,97%
BVB / FREIE WÄHLER (12.508 Stimme) – 5,39%
Die PARTEI/PIRATEN/PDS/TIER­SCH (7.822 Stimmen) – 3,37%
Bauern (7.360 Stimmen) – 3,17%
LWN (4.407 Stimmen) – 1,90%
NPD (2.183 Stimmen) – 0,94%
EB Wilimzig (1.051 Stimmen) – 0,45%
BFF (564 Stimmen) – 0,24%
REP/ BB e.V. (386 Stimmen) – 0,17%
EB Albrecht (226 Stimmen) – 0,10%

Quelle Zahlen und Grafik: http://portal.hvlnet.de/wahlen/kw2019.html

 

Kommunalwahl Falkensee 2019

Mit starker Verzögerung wurde das Wahlergebnis in Falkensee bekannt gegeben. 42 Wahllokale sind nun ausgewertet. Das vorläufige Ergebnis sieht wie folgt aus:

Bündnis 90/Die Grünen (14.814 Stimmen) – 22,0 %
CDU (13.916 Stimmen) – 20,7 %
SPD 11.573 Stimmen) – 17,2 %
AfD (9.090 Stimmen) – 13,5 %
DIE LINKE (5.865 Stimmen) – 8,7 %
FDP (3.789 Stimmen) – 5,6 %
Freie Wähler (3.387 Stimmen) – 5,0 %
Die Partei (2.428 Stimmen) – 3,6 %
IRGENDWAS (2.454 Stimmen) – 3,6 %

Quelle Zahlen und Grafik: https://www.falkensee.de/news

 

Wahl zur Gemeindevertretung 2019 Dallgow-Döberitz

In Dallgow-Döberitz beteiligten sich 65,3 Prozent der Wähler an der Wahl zur Gemeindevertretung 2019. Am Ende kam es zu diesem vorläufigen Ergebnis:

CDU (4.734 Stimmen) – 31,0 %
GRÜNE/B 90 (3098 Stimmen) – 20,3 %
FWG (2257 Stimmen) – 14,8 %
SPD (2142 Stimmen) – 14,0 %
AfD (1696 Stimmen) – 11,1 %
DIE LINKE (784 Stimmen) – 5,1 %
FDP (572 Stimmen) – 3,7 %

Quelle Zahlen und Grafik: https://www.dallgow.de

 

Wahl zur Gemeindevertretung 2019 Schönwalde-Glien

In Schönwalde-Glien beteiligten sich 69,6 Prozent der Wähler an der Wahl zur Gemeindevertretung 2019. Am Ende kam es zu diesem vorläufigen Ergebnis (Stand 9:06 Uhr, 29. Mai 2019):

CDU (5.763 Stimmen) – 35,1 %
SPD (2.830 Stimmen) – 17,3 %
AfD (2.557 Stimmen) – 15,6 %
GRÜNE/B 90 (2.355 Stimmen) – 14,4 %
DIE LINKE (975 Stimmen) – 5,9 %
FAMILIE (606 Stimmen) – 3,7 %
Die PARTEI / PIRATEN / PDS / T (324 Stimmen) – 2,0 %
Forum SG (461 Stimmen) – 2,8 %
BfS (258 Stimmen) – 1,6 %
EB Radzik (189 Stimmen) – 1,2%
NPD (82 Stimmen) – 0,5%

Quelle Zahlen und Grafik: http://wahlen.schoenwalde-glien.de

 

Wahl zur Gemeindevertretung 2019 Brieselang

Die Stimmen zur Wahl der Gemeindevertetung in Brieselang sind ausgezählt. Die Wahlbeteiligung lag bei 61,4 Prozent. Ausgezählt wurden die Stimmen in den zehn Urnenwahllbezirken sowie in den beiden Briefwahlbezirken. Das vorläufige Ergebnis sieht wie folgt aus:

BFB (5.182 Stimmen) – 28,7 %
IBB (3.780 Stimmen) – 20,9 %
CDU (3.374 Stimmen) – 18,7 %
GRÜNE/B 90 (1.998 Stimmen) – 11,1 %
SPD (1.803 Stimmen) – 10,0 %
DIE LINKE (1.528 Stimmen) – 8,5 %
Sonstige (405 Stimmen) – 2,2 %

Quelle Zahlen und Grafik: https://www.gemeindebrieselang.de/

 

Kommunalwahl 2019 Wustermark

12 Stimmbezirke wurden in Wustermark ausgezählt. Die Wahlbeteiligung kag bei 58,5 %, 4.566 Wähler gingen an die Urnen. Das vorläufige Wahlergebnis (Stand 8:14 Uhr, 27. Mai 2019) sieht wie folgt aus:

WWG (3.540 Stimmen) – 27,2 %
DIE LINKE (3.189 Stimmen) – 24,5 %
CDU (2.485 Stimmen) – 19,1 %
SPD (2.040 Stimmen) – 15,7 %
GRÜNE/B 90 (1.777 Stimmen) – 13,6 %

Quelle Zahlen und Grafik: http://www.wustermark.de/fileadmin/user_upload/Wahlen/KommW-GV-2019.html

 

Kommunalwahl 2019 Stadt Nauen

15.331 Wahlberechtigte gibt es im Raum Nauen. Die Wahlbeteiligung lag bei 46,7%. 27 Stimmbezirke wurden ausgezählt. Das vorläufige Ergebnis sieht (Stand 8:21 Uhr, 27. Mai) wie folgt aus:

LWN (4.968 Stimmen) – 23,9 %
SPD (4.360 Stimmen) – 20,9 %
CDU (2.879 Stimmen) – 13,8 %
AfD (2.863 Stimmen) – 13,8 %
DIE LINKE (1.963 Stimmen) – 9,4 %
GRÜNE/B 90 (1.384 Stimmen) – 6,6 %
PIRATEN, Frischer Wind etc (932 Stimmen) – 4,5 %
Bauern (893 Stimmen) – 4,3 %
FDP (576 Stimmen) – 2,8 %

Quelle Zahlen und Grafik: http://daten2.verwaltungsportal.de/

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Bundesminister Jens Spahn diskutiert mit den Falkenseer Bürgern: Vertrauen zurückgewinnen!

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Erst im Januar war Kevin Kühnert von der SPD in Falkensee. Der redegewandte Juso-Vorsitzende trat in der Stadthalle auf und stellte sich den Fragen aus dem Publikum. Von Enteignung und einer geplanten Umverteilung des Eigentums war da noch nichts zu hören. Nun zog die CDU nach. Am 12. Juni lud Barbara Richstein als Mitglied des Landtags und als Vorsitzende der MIT-Havelland Bundesminister Jens Spahn in die Gartenstadt ein.

Das Thema des Abends war etwas vage formuliert: Zum ausgegebenen Slogan „Deutschland 2030 – was uns zusammenhält“ hätte jede Diskussion passen können.

Gegen 19 Uhr warteten etwa 90 Gäste im Bürgerbegegnungs-Zentrum (ehemaliges Musiksaalgebäude) am Gutspark auf den populären Gast. Der verspätete sich bei der Anreise aus Neuruppin: Bei Blitz, Regen und Gewitter flog ihm auf der Autobahn eine Dixie-Toilette entgegen, so wurde es den Gästen der Veranstaltung berichtet.

Hans-Peter Pohl gab sich vor der Veranstaltung begeistert: „Es sind Leute aus der Priegnitz, aus Gransee, aus Hennigsdorf und aus Ketzin angereist. Das Publikum ist auch politisch total gemischt.“ Tatsächlich waren neben den lokalen CDU-Größen auch der Seniorenbeirat, der Jugendbeirat und der Beirat für die Teilhabe von Menschen mit Behinderung gut vertreten.

Der Bundestagsabgeordnete Uwe Feiler ließ sich wegen Krankheit entschuldigen. Barbara Richstein: „Die Hoffnung, seinen Gesundheitsminister zu sehen, hat ihn leider auch nicht wieder gesund werden lassen.“

Um die Zeit bis zum Eintreffen des Ministers zu überbrücken, eröffnete Barbara Richstein vorab die Diskussion. Es ging dabei vor allem um die Pflege und den Pflegenotstand. Richstein: „Ich habe nicht das Gefühl, dass das Berufsbild Pfleger so der Burner bei den jungen Leuten ist.“

Marcus Welzel, CDU-Kandidat für den Landtag aus Ketzin, der als Pflegedirektor für die Pflege in 12 Krankenhäusern verantwortlich zeichnet: „In der DDR-Zeit gab es noch den ‚Sanitäter in der Schule‘. Das hat die Kinder bereits auf den Weg gebracht und mit dem Berufsbild bekannt gemacht. Leider ist das alles eingeschlafen.“

Richstein: „Das kannte ich vorher gar nicht. Ich war in meiner Schulzeit im Ausland. Da mussten wir 70 Stunden Sozialdienst im Krankenhaus oder im Altersheim leisten. Vielleicht gehen wir ja in Deutschland auch einmal diesen Weg?“

Marcus Welzel: „Der Pflegenotstand ist so groß, dass ich sage: Die Pflegekräfte werden einmal entscheiden, welche Krankenhäuser in Deutschland geschlossen werden und welche nicht.“

Bundesminister Jens Spahn trotzte dem Chaos auf den Autobahnen doch noch, wurde im Saal freundlich empfangen und kam auf der Bühne schnell auf den Punkt: „Fakt ist, dass es uns in Deutschland so gut geht wie noch nie zuvor. Noch immer ist es ein echter Lottogewinn, irgendwo in Deutschland geboren zu sein. Trotzdem herrscht eine große Unsicherheit bei den Menschen, was ihre Zukunft anbelangt. Und die ihrer Kinder. Zugleich gibt es einen massiven Vertrauensverlust den handelnden Politikern gegenüber. Die Frage ist nun: Wie kann man dieses Vertrauen wieder zurückgewinnen?“

Tatsächlich haben die Bürger das Gefühl, dass die große Koalition aus CDU und SPD in den letzten Monaten nicht wirklich besonders viele wichtige Entscheidungen getroffen hat. Statt für den Bürger wichtige Themen wie Klima, Sicherheit, Zuwanderung, Digitalisierung, Fachkräftemangel und Breitband-Internet effizient anzugehen, steht auf der Habenseite der Regierung vor allem die komplizierte Datenschutz-Grundverordnung, die niemand versteht und die nicht nur im wirtschaftlichen Umfeld für große Unsicherheit sorgt.

Um das geschwundene Vertrauen zurückzugewinnen, hat Jens Spahn einen 3-Punkte-Plan aufgestellt: „Als erstes brauchen wir – bessere Debatten. Man kann alles sagen in diesem Land. Man muss nur die Antwort aushalten können. Und man muss auch einmal zulassen, dass der andere Recht haben könnte. Eine dieser Debatten, die ich führe, betrifft die Organspende. Da geht es um Leben und Tod. 10.000 Menschen warten in Deutschland auf ein Spenderorgan. 84 Prozent der Deutschen finden Organspenden gut. Trotzdem hatten wir 2017 einen Tiefstand bei der Bereitstellung der Organe. Mein Vorschlag: Man ist automatisch Organspender – außer, man sagt aktiv Nein dazu. Natürlich ist das eine Art Freiheitseingriff. Aber sind die 10.000 Menschen da draußen diesen Freiheitseingriff nicht wert? Auch die Impfdebatte führe ich seit 15 bis 20 Jahren. Leider ist das Bewusstsein, dass etwa eine Masernimpfung wichtig ist, in all diesen Jahren nicht besser geworden. In der Kita geht es aber auch um die Kinder der anderen. Masern sind auch noch zwei Stunden nach einem Nieser über Tröpfcheninfektion hochansteckend. Wir wollen deswegen die Impfung gegen Masern vor dem Kita- oder Schulbesuch erzwingen.“

Nur Diskutieren reicht aber nicht. Jens Spahn: „Punkt 2: Aus einer Debatte muss auch etwas folgen. Nämlich Entscheidungen, die einen Unterschied machen. In der Pflege haben wir seit dem 1. Januar 13.000 neue Stellen geschaffen. Die sind finanziert. Jetzt ist die Frage, wie besetzen wir die? Aber wir müssen ja irgendwo anfangen. Schon jetzt sind 5,5 Millionen Menschen im Gesundheitsbereich eingestellt, das ist jeder achte Bürger. In der Autoindustrie sind es nur 1,1 Millionen. Wo bekommen wir aber neue Pflegekräfte her? Eine Idee ist es, Menschen direkt im Ausland auszubilden und zwar in jungen Ländern mit einem hohen Anteil junger Bürger. Begleitend zur Ausbildung gäbe es dann einen Deutschkurs und mit dem Abschluss ein Visum und einen Arbeitsvertrag in Deutschland.“

Der Erfolg der Grünen, der Aufstand der Jugend etwa bei „Friday for Future“ und die ganze Klimadiskussion führt Jens Spahn zu Punkt 3 seiner Vertrauen-zurückgewinnen-Agenda: „Wir müssen außerdem zeigen, dass wir nicht nur an die Gegenwart denken, sondern auch an die nächsten Generationen. Denen soll es im besten Fall besser gehen als uns. Schon jetzt steigt die Lebenserwartung in Deutschland jeden Tag um sechs Stunden. In diesem Zusammenhang wird es auch einen großen Wandel geben. Das autonome Fahren werden wir alle noch erleben. Und die Künstliche Intelligenz wird den Medizinbereich verändern. Ein Computer, der mit zahllosen medizinischen Studien, Fotografien und Fakten gefüttert wird, wird einmal bessere Diagnosen stellen können als jeder Arzt. Einfach, weil er auf einen größeren Erfahrungsschatz zugreifen kann.“

In der offenen Diskussion mit den Besuchern im Falkenseer Bürgerbegegnungs-Zentrum kommt es zu spannenden Fragen. Da geht es auch um die eigenen Werte. Minister Jens Spahn: „Wir haben jetzt durchgeboxt, dass nur noch derjenige eingebürgert wird, der sich zu unseren Werten bekennt. Wir wollen nicht, dass ein Bruder die minderjährige Schwester zwangsverheiratet oder dass jemand fünf Frauen hat.“

Ein großes Problem sieht der Minister auch bei der ärztlichen Versorgung auf dem Land: „Das Medizinstudium ist das teuerste Studium, das wir uns zurzeit leisten. Es wäre gut, das Studium so zu ändern, dass die Studenten mehr Praxis direkt bei einem Hausarzt sammeln könnten – und dabei sehen, dass das Leben als Hausarzt nicht so schlecht ist, wie es mitunter dargestellt wird. Vielleicht vergeben wir auch eine Quote von zehn Prozent der Studienplätze gezielt nur an Studenten, die anschließend bereit dazu sind, aufs Land zu gehen. Inzwischen kann man als Landarzt richtig gut Geld verdienen. Zurzeit gibt es 2.500 Krankenhäuser in Deutschland. Das sind aber 1.000 zu viel. Das gilt nicht für den ländlichen Bereich, aber für Ballungsorte wie Berlin oder das Ruhrgebiet. Die Ressourcen müssen besser verteilt werden. Wir brauchen nicht drei Krankenhäuser in der Nachbarschaft, die alle einen Herzkatheder bereithalten.“

Auch multiresistente Keime treiben den Gesundheitsminister um: „Da helfen dann gar keine Antibiotika mehr. Verbreitet sich das falsche multiresistente Bakterium, kann das fatale und auch tödliche Folgen haben. Deswegen ist das auch ein Thema für die G7-Staaten. Wir brauchen mehr und koordinierte Forschung, um Arzneien zu entwickeln, die gleich im Tresor landen und die nur im Notfall ausgegeben werden dürfen, sodass hier keine neuen Resistenzen entstehen können.“

Michael Ziesecke, Vorstand der Kreishandwerkerschaft Havelland, stellte die Frage nach der einen Sache, die Minister Spahn in seiner Amtszeit unbedingt noch durchsetzen möchte. Spahn: „Mir persönlich ist die elektronische Patientenakte sehr wichtig. Sie muss 2020/21 auf dem Smartphone sein – bei allen, die sie denn haben möchten. Diese elektronische Patientenakte macht im Alltag echt einen Unterschied.“

Am Ende ging es auch um die oft kirchlich unterfütterte Konversionstherapie, die Schwule und Lesben „heilen“ soll. Spahn, der selbst mit einem Mann verheiratet ist: „Das wollen wir gesellschaftlich nicht und dafür zahlen erst recht nicht.“ (Text/Fotos: CS)

Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 160 (7/2019).

Der Beitrag Bundesminister Jens Spahn diskutiert mit den Falkenseer Bürgern: Vertrauen zurückgewinnen! erschien zuerst auf FALKENSEE.aktuell.

1.900 E-Fahrzeuge: Das Elektromobilitätskonzept für das Havelland ist da!

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Die deutsche Bundesregierung möchte im Jahr 2020 eine Million Elektrofahrzeuge auf Deutschlands Straßen wissen – als Beitrag für eine Emissionswende im Land und als deutlichen Schritt hin zu noch mehr Klimaschutz. Da ist es klar, dass sich auch der Landkreis Havelland mit dem Thema beschäftigen muss. Der Landkreis hat aus diesem Grund ein Elektromobilitätskonzept in Auftrag gegeben.

Das soll dem Landkreis bei der Verkehrswende helfen, indem es aufzeigt, wo in den Ballungsgebieten und im ländlichen Bereich Ladesäulen stehen müssten, um eine entsprechende Infrastruktur aufzubauen. Auch soll das Elektromobilitätskonzept Wege aufzeigen, um die Elektromobilität im Landkreis zu fördern.

Die Ergebnisse der Analyse, die von der PricewaterhouseCoopers GmbH zusammen mit der Gretas GmbH erarbeitet wurde, haben die Experten am 18. Juni dem Landrat des Havellands Roger Lewandowski sowie vielen weiteren Interessierten im Kreishaus Nauen vorgestellt.

Mario Meyer (PricewaterhouseCoopers): „Es gibt bei den Automobilen zurzeit noch nicht so viele E-Modelle zu erschwinglichen Preisen. Wir rechnen aber damit, dass sich das Anfang 2020 deutlich ändern wird. Die eine Million Elektrofahrzeuge zu 2020 werden wir nicht schaffen, jetzt steht 2023 im Fokus. Auf das Havelland heruntergerechnet wären das übrigens 1.900 elektrisch betriebene Fahrzeuge, die bis dahin im Einsatz sein sollten.“

Zurzeit steht die Zahl von etwa einhundert E-Autos im Havelland im Raum. Von dieser Zahl bis zu 1.900 Fahrzeugen ist es noch ein ziemlich weiter Weg. Zumal es im Havelland noch keine zweistellige Zahl an öffentlichen Ladestationen gibt.

Professor Dr. Axel Häusler (Gretas): „Wir haben das Havelland analysiert, um herauszufinden, wo es Bedarf für weitere Ladestationen gibt. Unsere Rasteranalyse nennt am Ende die Zahl von 138 Stationen. Viele würden in den Ballungsorten wie Falkensee, Nauen, Rathenow und Premnitz stehen. Weitere müssen aber auch im ländlichen Bereich aufgestellt werden.“

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Es wurde betont, dass insbesondere die Ladestationen auf dem Land vielleicht nicht kostendeckend arbeiten könnten. Hier müsste der Landkreis einem Investor mitunter finanziell unter die Arme greifen. Bei einer „kleinen“ Ladesäule bräuchte es zwei Ladevorgänge pro Tag, damit nach zehn Jahren schwarze Zahlen geschrieben werden.

Generall möchte der Landkreis die 138 Ladestationen nicht selbst errichten, bezahlen und betreiben. Dr. Henning Kellner, Zweiter Beigeordneter im Landkreis und zuständig für das Verkehrs- und Umweltamt: „138 Ladestationen wird der Landkreis nicht finanzieren können. Aber wer nie anfängt, wird nie fertig werden. Wir überlegen nun, an welcher Stelle es wirklich wichtig ist, Ladestationen zu bauen. Wir suchen zunächst Partner in den Kommunen, und wenn das nicht reicht, dann in der privaten Wirtschaft.“

Landrat Roger Lewandowski: „Wir erarbeiten das Mobilitätskonzept nicht nur für die Schublade, wir wollen es mit Leben füllen. Ich denke, dass wir das in fünf Jahren schaffen werden. Die E-Mobilität ist im Landkreis noch unterentwickelt, da werden wir ein Bewusstsein für eine nachhaltige Mobilität schaffen müssen. Aber es ist schon einmal toll, dass zehn Ladestationen auf dem neuen Betriebshof von Havelbus in Falkensee entstehen werden.“

Ob der Landrat wohl selbst schon ein E-Auto als Dienstwagen fährt? Roger Lewandowski: „Ich besitze überhaupt gar keinen Dienstwagen. Umweltfreundlicher geht es sicherlich nicht.“

Zum Havelländer Elektromobilitätskonzept gehört auch die Frage, wie man den Bürger wohl zügig zum Wechsel auf die E-Autos anregen könnte. Im Vortrag ging es um verschiedene Förderungsmöglichkeiten, um ein E-Carsharing gerade in Wohnblöcken, um die Elektrifizierung des kommunalen Fuhrparks, um die Einbindung von Fahrschulen in die Aufklärungsarbeit und sogar um die Veranstaltung einer Bürger-Lotterie, bei der man ein paar Testtage mit einem E-Auto gewinnen kann.

Mario Meyer: „Auch die Autowerkstättem werden umrüsten müssen, damit sie auf den kommenden Anstieg der E-Autos vorbereitet sind und hier auftretende Probleme beheben können.“ (Text/Fotos: CS)

Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 160 (7/2019).

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Die Präventionsseiten der Polizei: Folge 4 – Unfallprävention im Verkehr: Von Fahrradprüfungen und Schülerlotsen

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Der Verkehr auf unseren Straßen nimmt immer weiter zu. Damit gerade die kleinsten Verkehrsteilnehmer – die Kinder – optimal darauf vorbereitet werden, auf ihren Fahrrädern oder zu Fuß am Verkehr teilzunehmen, greifen auch hier verschiedene Maßnahmen der Verkehrsunfallprävention. So gibt es in der vierten Klasse eine überall im Havelland durchgeführte Fahrradprüfung.

Hier wird kontrolliert, ob die Räder der Schüler in Ordnung sind oder ob Mängel festzustellen sind. Bei der theoretischen und praktischen Radfahrprüfung wird auch überprüft, ob die Schüler das nötige Wissen haben, um sicher am Verkehr teilzunehmen.

Ab der 5. Klasse können die Kinder selbst zur Sicherheit beitragen – und Schülerlotsen werden. In diesem Fall kümmern sie sich darum, dass die anderen Schüler sicher über die Straße geführt werden und so unversehrt das Schulgebäude erreichen.

Die Sachbearbeiterin für Verkehrserziehung im Havelland ist Christina Geyer. Sie ist seit 1993 bei der Polizei. Bis 2001 war sie in der Bereitschaftspolizei am Standort Potsdam eingesetzt, später in der Operativen Fahndung im Landkreis Havelland beschäftigt. Seit April 2008 ist sie im Sachgebiet Prävention tätig.

„Kleiner Führerschein“: Die Fahrradprüfung in der 4. Klasse
Die Radfahrprüfung wird im gesamten Havelland in der 4. Klasse durchgeführt. Warum eigentlich ausgerechnet in der 4. Klasse?
Christina Geyer: „Bis sie acht Jahre alt sind, MÜSSEN Kinder auf dem Bürgersteig fahren. Bis 10 Jahre DÜRFEN sie das weiterhin so handhaben. Nach dem 10. Lebensjahr müssen sie aber den Radweg oder die Fahrbahn benutzen. Da ist es dann an der Zeit, ihnen die Regeln beizubringen, damit sie am Verkehr teilnehmen können.“

Es liegt in der Verantwortung der Schulen, den Kindern im Rahmen der „Mobilitäts- und Verkehrserziehung“ die Theorie beizubringen.
Wie bei der richtigen Führerscheinprüfung, so gibt es auch bei der Radfahrprüfung einen theoretischen Teil. Die Kinder erhalten hier einen Fragebogen wie in der Fahrschule ausgehändigt und müssen ankreuzen, wie verschiedene Verkehrssituationen zu bewerten sind.

Christina Geyer: „Maximal 40 Punkte können die Kinder mit ihrem Prüfungsbogen erreichen. 30 Punkte sind mindestens zu erreichen. Ein Durchfallen ist möglich, aber es gibt eine Nachprüfung. Eine Zulassung zur praktischen Prüfung erfolgt erst, wenn man die Mindestanforderung erfüllt hat. Dann heißt es im besten Fall: ‚mit gutem Erfolg teilgenommen‘. Der Prüfungsbogen muss am Ende in der Schule wieder abgegeben werden, er kommt als wichtiges Dokument sogar in die Schülerakte.“

Die Polizei unterstützt die Schulen bei der praktischen Prüfung und sichert bei Erforderlichkeit die Prüfungsstrecke. Bevor die Kinder mit ihren Rädern auf den Parcours geschickt werden, kontrolliert die Polizei aber erst einmal, ob mit den Fahrrädern alles in Ordnung ist.
Christina Geyer: „Ich schaue, ob alle Räder Licht haben, ob die Bremsen funktionieren und ob sie für den öffentlichen Verkehr freigegeben werden können. Ist alles in Ordnung, erhalten die Kinder einen Aufkleber für ihr Rad – wie eine TÜV-Plakette. Die Kinder sind da schon sehr stolz drauf.“

Leider müssen bei den Prüfungen immer wieder Räder beanstandet werden. Obwohl der Termin der Prüfung auch den Eltern bekannt ist, lassen sich nicht alle noch einmal vorab das Rad der Kinder zeigen. Christina Geyer: „Im Havelland bin ich die Einzige, die die Fahrradprüfungen in den Schulen unmittelbar unterstützt. Aktuell führen wir diese Prüfungen in 33 Schulen des Landkreises Havelland durch. Rund 1.500 Schüler begleite ich so jedes Jahr. Wobei ich feststellen muss, dass die Teilnehmerzahlen jährlich zunehmen. Da ist ganz schön viel zu tun.“

Im Parcours der praktischen Prüfung gibt es mehrere Stationen, an denen von den Schülern klar definierte Aufgaben bewältigt werden müssen. Die Polizeibeamten und die helfenden Eltern achten an den Stationen darauf, ob die Kinder von der richtigen Seite aus auf das Rad aufsteigen, ob sie sich korrekt zum Linksabbiegen in den Verkehr einordnen, ob sie sich umsehen und ob sie ein Handzeichen zum Abbiegen geben – und vieles andere mehr. In der Prüfung wird deutlich, ob die Kinder das theoretische Erlernte in der Praxis umsetzen können.

Der Fahrradpass ist so etwas wie ein „kleiner Führerschein“, erklärt die Prä-ventionssachbearbeiterin. Christina Geyer: „Man könnte sich den Fahrradpass als Polizist auch zeigen lassen, das passiert in der Praxis aber eher selten. Die Kinder sind da aber schon immer sehr stolz drauf, wenn sie ihn erst einmal in den Händen halten.“

Die Polizistin klärt die Kinder auch noch einmal auf, was im Straßenverkehr eigentlich erlaubt ist und was nicht. Freihändig mit dem Fahrrad fahren – verboten. Im Dunkeln ohne Licht fahren – verboten. Ohne Helm fahren – leider erlaubt. Christina Geyer: „Die Helmpflicht sollte dringend kommen. Ein Helm erhöht die Sicherheit der Kinder enorm und verhindert im Falle eines Falles Schlimmeres. Bei unserer Radfahrprüfung ist der Helm Pflicht, ohne Helm dürfen die Kinder nicht antreten. Wir empfehlen auch, in Dämmerungszeiten oder im Winter auf dunkle Kleidung zu verzichten, da man ansonsten leicht von den Autofahrern übersehen wird.“ Reflektoren an der Kleidung sind zu jeder Jahreszeit und insbesondere bei Dunkelheit zu empfehlen.

Wie sieht es eigentlich mit dem Risiko aus, mit dem Fahrrad im Straßenverkehr unterwegs zu sein: Sinkt das mit den Jahren aufgrund der zunehmenden Erfahrung? Christina Geyer: „Das Risiko ist bei Jugendlichen leider höher als bei kleinen Kindern. Das hängt sicherlich mit der Pubertät zusammen. Dann vergessen die Jugendlichen schon einmal alle über Jahre gelernten Regeln und gehen etwa auf dem Weg zur Schule unnötige Risiken ein. Zum Beispiel, wenn mehrere Radfahrer nebeneinander mitten auf der Straße fahren.“

Schülerlotse werden: Kinder sicher über Straße führen!
Tatsache ist: Die Kinder können sogar aktiv dabei helfen, den Straßenverkehr sicherer zu machen – als Schülerlotsen. Die Lotsen finden sich oft schon deutlich vor Schulbeginn vor dem Schulgebäude ein, um – ausgestattet mit entsprechender Signalkleidung und roten Kellen – den Mitschülern dabei zu helfen, wichtige Straßen vor der Schule sicher zu überqueren, um so einen Beitrag für einen sicheren Schulweg zu schaffen.

Christina Geyer: „Schülerlotse kann man in Brandenburg werden, wenn man wenigstens elf Jahre alt ist. Das ist in der 5. Klasse der Fall. Die Eltern müssen der Ausbildung zum Schülerlotsen zustimmen. Und natürlich müssen die Schüler die geistige Reife mitbringen. Im Havelland gibt es übrigens nur sieben Schulen, die Schülerlotsen einsetzen, das ist also nicht zwangsläufig bei jeder Schule so. Für die Polizei ist das gelebte Verkehrsunfallprävention. Die Schülerlotsen übernehmen Verantwortung und zeigen soziale Kompetenz. Schülerlotsen, das sind oft die Kinder, die sich schon an anderer Stelle sozial engagieren, etwa als Streitschlichter in der Schule oder als Helfer im Verein. Oft haben die Schülerlotsen auch ältere Geschwister, die das Amt schon vor ihnen bekleidet haben. Wir stellen fest: In der Regel ist der Schülerlotse das erste Ehrenamt der Kinder.“

Die Schulleitung ist dafür verantwortlich, dass die Schulweglotsen vor ihrem Einsatz eine Ausbildung erhalten. Hierbei wird die Schule von der Polizei und der Verkehrswacht unterstützt. Die Ausbildung richtet sich nach dem Leitfaden „Schülerlotsen Land Brandenburg“. Die theoretische Ausbildung der Schülerlotsen erfolgt durch Frau Geyer in mindestens acht Unterichtseinheiten in enger Zusammenarbeit mit der Schule.

Um die praktische Ausbildung kümmert sich die Schule mit Unterstützung der Polizei – hier unmittelbar durch Frau Geyer vom Sachgebiet Prävention. Die Schule übernimmt die Einteilung der Schülerlotsen. Häufig ist in der Schule eine Lehrkraft mit der kontinuierlichen Ausbildung der Schülerlotsen beauftragt. Sie gewährleistet, dass den noch nicht so erfahrenen Lotsen eine erwachsene Aufsichtsperson zur Seite gestellt wird. Außerdem hilft sie dabei, die Lotsen auf die Praxis vorzubereiten – und gibt am Ende auch ihr „Okay“, wenn die Schüler ausreichend vorbereitet sind. Es müssen immer wenigstens zwei Schülerlotsen zusammenarbeiten, einer alleine darf sich nicht auf die Straße stellen.

Christina Geyer: „Schülerlotsen dürfen nicht regelnd in den Verkehr eingreifen. Sie nutzen Lücken im Verkehrsstrom, um die wartenden Schüler über die Straße zu geleiten. Sie nutzen dabei das Prinzip der Freiwilligkeit bei den Autofahrern aus und warten auf geeignete Möglichkeiten.“
Die Polizistin weist auch darauf hin, dass die Schule kein Drive-In ist: „Leider drängeln manche ‚Elterntaxis‘ unsere Schülerlotsen einfach beiseite. Die Schülerlotsen notieren diese Vorfälle und die Kennzeichnen – und geben das an die Polizei weiter. Da kann es schon einmal vorkommen, dass wir eine Anzeige schreiben müssen.“ (Text/Fotos: CS)

Das Sachgebiet Prävention der Polizeiinspektion Havelland ist in der Schützenstraße 13, 14641 Nauen, Tel. 03321-400-1088 erreichbar. Nähere Informationen zu diesem Thema finden Sie auf der Webseite www.polizei-beratung.de. Anzeigen, Hinweise sowie Meldungen etc. können auch unter www.polizei.brandenburg.de online abgegeben werden.

Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
der Wunsch nach einem sicheren Leben ist ein zentrales menschliches Bedürfnis. Ich bin davon überzeugt, dass sich Prävention auf Dauer für die Gemeinschaft auszahlt. Als Leiter der Polizeiinspektion Havelland freue ich mich sehr über die Chance, die verschiedenen Tätigkeitsfelder unserer polizeipräventiven Maßnahmen im Rahmen einer neuen Artikelserie in „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ umfassend darzustellen. Die Berichte in dieser Ausgabe und in den folgenden Magazinen sollen Sie informieren und so zur Erhöhung Ihrer Sicherheit beitragen.
Lutz Gündel
Polizeidirektor, Leiter der Polizeiinspektion Havelland

Fotos der Schüler und Schülerlotsen wurden in der Geschwister-Scholl-Grundschule in Falkensee gemacht.

Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 159 (6/2019).

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Militantes Dallgow: Unterwegs mit Klaus Michels

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Dallgow-Döberitz gehört zu einer der beliebtesten Gemeinden im grünen Umland. Viele Berliner siedeln sich hier gern an, wenn sie aus der Großstadt in den Speckgürtel ziehen. Oft wissen die Neuzugezogenen aber gar nicht, dass der Ort Geschichte atmet. So gibt es in der Nachbarschaft nicht nur den Truppenübungsplatz Döberitz, der nun als erhaltenswertes Biotop in die Sielmann-Stiftung übergegangen ist.

Auch Dallgow-Döberitz selbst hat 125 Jahre Militärgeschichte hinter sich.

Einer, der sich mit dieser Historie auskennt, ist Klaus Michels (81). Er ist als historischer Guide viel im Olympischen Dorf Elstal unterwegs und berichtet von der Entstehung, der Nutzung und der Entwicklung ab 1936. Zusammen mit Hans-Heinrich Rathjen lädt der ehemalige Diplom-Lehrer bei der Reichsbahn, der sich inzwischen als Berufsrentner sieht, aber auch zu Führungen und Vorträgen zum Thema „Truppenübungsplatz Döberitz – 125 Jahre Militärgeschichte in der Umgebung“ ein. Diese Veranstaltungen werden von der Gemeindebibliothek Dallgow-Döberitz (www.dallgow.de) organisiert. Sie sind für bis zu 25 Teilnehmer kostenfrei, Spenden sind aber erwünscht.

Klaus Michels: „So eine Führung durch Dallgow, die dauert etwa drei Stunden. Und wir laufen durchaus ein paar Kilometer – vom Treffpunkt am Bahnhof bis in die Döberitzer Heide hinein und zum Sperlingshof. Ich möchte den Neubürgern in Dallgow einmal zeigen, wo sie hier eigentlich wohnen. Da, wo jetzt die Neubaugebiete liegen, da fand sich früher – gleich gegenüber vom Wasserturm – das Militärlager. Das wurde von den Kaiserlichen, von der Wehrmacht und zu DDR-Zeiten von den Sowjets genutzt. Wo jetzt neue Häuser stehen, standen früher u.a. einmal die Militärlatrinen.“

Das Militärlager wurde 1895 eingerichtet – erst als Sommerlager mit Zelten. Später hat man es dann ausgebaut mit Wellblechbaracken und festen Unterkünften. Zur Kaiserzeit waren hier die Dragoner und die Artillerie stationiert, wohl um die 10.000 Mann stark.

Das Militärlager hat auch die Infrastruktur von Dallgow-Döberitz beflügelt: 16 Bierschänken gab es damals rund um das Lager. Wie sagt Klaus Michels so schön: „Es waren ja genug Trinker da.“ Passend zum Bier wurden in den Gasthäusern gern deftige Pferdebuletten ausgegeben.
Im ersten Weltkrieg waren auch viele tausend Kriegsgefangene in Dallgow untergebracht. Die Russen unter ihnen wurden dazu gezwungen, eine Verbindung zwischen dem Schlaggraben und dem Königsgraben zu buddeln. So ist der heutige „Russengraben“ entstanden.

Ein echtes Problem auf der Führung: Fast alle historischen Gebäude von Wert aus der damaligen Zeit sind inzwischen verschwunden. So steht man vor einer saftigen Wiese oder einem modernen Neubau – und soll sich vorstellen, dass es hier einmal einen Schießplatz mit Schützenhaus, das Restaurant „Zum Gardestern“ oder die Offiziersspeiseanstalt gegeben hat.

Klaus Michels: „Vieles hat man verkommen lassen, die dafür Verantwortlichen gibt es nicht mehr, die neuen kennen sich nicht aus. Es ist schade, was hier an Geschichte verloren gegangen ist. Auf meiner Führung möchte ich aber trotzdem einen historischen Überblick vermitteln, damit man sich bei einem eigenen Spaziergang in Zukunft besser orientieren kann.“

Sichtbar sind in der Döberitzer Heide – auf der anderen Seite der B5 – immerhin noch die Grundrisse des alten Schwimmbades mit Liegewiese, das damals als Militärbadeanstalt errichtet wurde. Klaus Michels: „Hier stand auch ‚Der Löwe von Döberitz‘ als Denkmal für die Gefallenen des 1. Weltkriegs. Die Weiherede dafür wurde von Hindenburg persönlich gehalten. Der Löwe ist längst verschwunden, nur den Sockel sieht man noch. Ein Stück weiter war einmal ein Klärwerk, da stand das Wasser einen Meter tief. Da haben wir früher im sogenannten ‚Kesselbruch‘ Karauschen gefangen. An der einen Seite des Sees wurde das Abwasser ungeklärt eingeleitet, auf der anderen war es schon sauber. Heute sieht man das nicht mehr, da steht nur noch eine Wiese.“

Über weitere Vorträge und Exkursionen kann man sich auf der Homepage der Bibliothek schlau machen. (Text/Fotos: CS)

Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 159 (6/2019).

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Brandenburg: Wie fällt die Ernteprognose der Bauern für 2019 aus? Nicht gut.

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Die deutschen Landwirte sind schwer gebeutelt und angeschlagen. Das vorletzte Jahr fiel so nass aus, dass es mitunter nicht möglich war, die Ernte von den überfluteten Feldern einzuholen. Im letzten Jahr war es viel zu trocken, es war sogar von einer Dürre die Rede. Von einer Rekordernte oder zumindest von „normalen Verhältnissen“ sind die Bauern aus diesem Grunde weit entfernt. Und in diesem Jahr? Immerhin sorgten bereits Starkregen, Hagel und Spätfröste für erste Schäden auf den Feldern.

Wie fällt da wohl die Ernteprognose für 2019 aus?

Dies sollte Thema der traditionellen Ernte-Auftakt-Pressekonferenz sein, zu der Joachim Rukwied als Präsident des Deutschen Bauernverbandes und Henrik Wendorff als Präsident des Landesbauernverbandes Brandenburg eingeladen hatten. Die Pressekonferenz fand am 3. Juli mitten auf einem Getreideacker in Dallgow-Döberitz statt. Betriebsleiter Willi Groß hatte sein Feld zur Verfügung gestellt.

Vor Ort wurden viele Zahlen für Wintergetreide, Raps, Grünland und Silomais vorgetragen. Wichtig für den Außenstehenden ist dieses Fazit: „Die Erzeugerpreise (…) liegen auf einem festen, aber weiterhin unbefriedigendem Niveau, das sich leicht über dem des Vorjahres bewegt. So können Ertragsverluste nicht über einen besseren Preis kompensiert werden.“

Und: „Die extreme Trockenheit des Vorjahres wird sich auch auf die Ergebnisse der diesjährigen Ernte negativ auswirken, da über den Winter die Bodenwasservorräte nicht tiefgreifend aufgefüllt werden konnten. Auch wenn sich bis April/Mai noch ansprechende Bestände entwickeln konnten, hat die Trockenheit im Mai und die extreme Hitze im Juni ohne nennenswerte Niederschläge alle Hoffnungen auf eine gute bis sehr gute Ernte zerstört. Nach der Missernte in 2018 und unterdurchschnittlichen bis knappen Ernten und mäßigen Preisen in den Vorjahren haben die Brandenburgischen Bauern auf eine deutliche Verbesserung der Liquidität in diesem Jahr gehofft. Dies wird sich auch in 2019 landesweit nicht erfüllen, sodass sehr viele Betriebe im Land weiterhin mit spitzem Bleistift rechnen müssen.“

Klartext spricht der Dallgower Landwirt Willi Groß: „Wir bewirtschaften in Dallgow-Döberitz eine Fläche von 270 Hektar Größe. Auf 170 Hektar pflanzen wir Weizen, Roggen, Gerste, Erbsen, Lupinen und Ackergras an. Der Rest ist Grünland. Bei unserer Wintergerste zeigt sich jetzt für alle sichtbar, wie Spätfröste und das trockene Wetter die Ernte beeinflussen. Die Ähren sind verkümmert. Sie entwickeln das so genannte ‚Schmachtkorn‘. Das ist viel zu klein und somit für den Handel nicht verwertbar. Bei der Übergabe fallen diese Körner durch ein Raster und werden gar nicht erst bezahlt. Wir sind ein viehhaltender Betrieb. Für uns steht der Futteranbau an erster Stelle. Da sind wir zum Glück gut aufgestellt. Die übrige Situation auf dem Feld ist deprimierend. Für die Familienbetriebe unter den Landwirten wird es immer wichtiger werden, neue Standbeine zu entwickeln und Nischen zu finden. Bei uns ist das die Pferdewirtschaft, wir sind eine gut laufende Pferdepension und haben zurzeit 120 Pensionspferde auf dem Hof. Die Pferdewirtschaft bringt inzwischen 70 Prozent vom Ertrag ein, da wird die Landwirtschaft glatt zum Nebenerwerb.“

Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes, geht davon aus, dass wir in Zukunft weniger Raps auf den Feldern sehen werden: „Wir Landwirte können den Raps nicht mehr schützen. Die Beizung des Saatguts fanden wir sehr gut, das hat die Jungpflanze geschützt. Das dürfen wir inzwischen nicht mehr. Der Erdfloh macht uns nun sehr zu schaffen. Wenn der Raps nicht geschützt wird, kann es sein, dass am Montag noch der zweiblättrige Rapskeimling auf dem Feld zu sehen ist, und am Donnerstag ist die ganze Aussaat bereits verloren. Die Landwirte haben den Anbau bereits deutlich reduziert. Wir erwarten eine Ernte von drei Millionen Tonnen Raps. Wir hatten auch schon einmal sechs Millionen. Raps ist eine wichtige Kultur für den Ackerbau. Der Kreuzblütler lockert den Boden auf und ist eine hervorragende Vorfrucht für das Wintergetreide.“

Leider ist der Ökolandbau für die Landwirte auch keine gute Alternative, so Joachim Rukwied: „In diesem Bereich hat sich in Deutschland die genutzte Fläche um 39 Prozent vergrößert. Wir gelangen hier aber langsam in eine Überschusssituation.“ Und Henrik Wendorff ergänzt: „In Brandenburg haben wir 12 Prozent Ökolandbau. Der Markt und die Verarbeiter wachsen aber noch nicht mit. Das drückt auf den Preis.“

Die Landwirte haben zwar im letzten Jahr eine finanzielle Unterstützung vom Staat erhalten. Ihnen schwebt zur eigenen finanziellen Absicherung aber ein anderer Weg vor. Joachim Rukwied: „Wir Landwirte möchten in guten Jahren sparen dürfen für die schlechten Jahre, eine steuerfreie Risikorücklage wäre hier das Instrument der Wahl. Die Politik nimmt diese Forderung leider nicht an, dabei wäre dies eine Risikoabsicherung aus eigener Kraft.“

Joachim Rukwied: „Für die Landwirte wird in den extrem trockenen Jahren auch der Brandschutz immer wichtiger. Bei der Ernte des Getreides kommen nun einmal große Maschinen zum Einsatz, da besteht immer ein Risiko. Da müssen wir aufpassen, dass es nicht aufgrund der Erntemaßnahmen zu einer Katastrophe kommt.“

Zu den Besuchern der Pressekonferenz gehörten auch Katrin und Hans-Peter Kruse vom Hofladen Falkensee. Katrin Kruse: „In diesem Jahr ist es schon wieder sehr trocken. Wir haben bislang Frostschäden bei unseren Erdbeeren gehabt. Alle anderen Kulturen entwickeln sich aber zum Glück normal. Als nächstes steht die Heidelbeer-Ernte an.“ (Text/Fotos: CS)

Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 161 (8/2019).

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Neu in der Falkenseer SVV: Juliane Kühnemund

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Die Kommunalwahl hat im Mai so einiges durcheinander gewirbelt – nun wird es in Falkensee eine ganz neue Stadtverordnetenversammlung (SVV) geben – mit vielen neuen Gesichtern. Juliane Kühnemund ist ebenfalls ganz neu mit dabei. Sie tritt für die Grünen an. Wer ist sie, was hat sie vor? Wir fragen nach.

Wie alt bist du, wo kommst du ursprünglich her, wie lange lebst du schon in Falkensee, wie ist dein Familienstand?

Ich bin 47 Jahre alt. Ursprünglich komme ich aus dem Schwarzwald, war etliche Jahre in England und bin schließlich in Berlin gelandet. Als dann die Kinder dazu kamen, wollten mein Mann und ich, wie so viele, gern in ein grüneres Umfeld ziehen. Seit 2012 sind wir jetzt in Falkensee und fühlen uns hier sehr wohl.

Hast du dich vorher schon in Falkensee engagiert – ehrenamtlich oder in einem Verein?

Ich bin seit Jahren in der Baumschutzgruppe Finkenkrug aktiv. Zusammen mit der BISF (Bürgerinitiative Schönes Falkensee) und anderen Umweltgruppen haben wir das Bündnis „100 Linden“ gegründet, um die Baumallee in der Spandauer Straße zu retten. Wir organisieren außerdem Baumpflanzaktionen in unserem „Kinderstadtwald“ in der Nähe des geplanten Hallenbads und setzen uns für den Erhalt des Baumbestands in Falkensee ein.

Was läuft in deinen Augen sehr gut in Falkensee?

Die Angebote für Familien mit Kindern sind sehr gut, auch Sportangebote gibt es viele, die Schulen sind gut und die Menschen sehr aufgeschlossen und nett.

Was läuft gar nicht gut in Falkensee?

Die Kinder werden größer und ich denke, wir brauchen mehr Angebote und Aufenthaltsmöglichkeiten für Jugendliche und junge Erwachsene, die vielleicht nicht mehr alle gleich von Zuhause ausziehen. Dann ist die Fahrradsituation hier wirklich eine Katastrophe, dabei gibt es hier ja praktisch keine nennenswerten Hügel. Dafür aber so viele andere Hindernisse! Und wenn man es ohne „Achter“ lebend zum Bahnhof geschafft hat, wird einem da auch noch das Rad geklaut!

Was war für dich der konkrete Anlass, für die Falkenseer SVV zu kandidieren?

Als engagierte Umweltschützerin wurde ich von Ursula Nonnemacher gefragt und bin dann auch gleich bei den Grünen eingetreten. Natürlich war auch ein Grund, auf diese Weise hoffentlich mehr erreichen zu können, als dies bisher möglich war.

Was möchtest du in deiner Wirkungsphase in der SVV alles gern mit auf den Weg bringen?

Unser Wahlprogramm sprengt hier etwas den Rahmen… Mir persönlich ist es wichtig, dass wir eine grüne Gartenstadt bleiben und die Stadt hier mit gutem Beispiel voran geht. Bei unserer Arbeit mit der Baumschutzgruppe haben wir oft festgestellt, dass zum Beispiel das Grünflächenamt personell einfach unterbesetzt ist. Das ist sicher in vielen Bereichen so. Die vielen Ideen und Projekte können ja nur umgesetzt werden, wenn es auch genug Leute dafür gibt.

Und was verhindern?

Das Hallenbad sollte auf jeden Fall nachhaltig geplant werden. Es wäre sehr schade, wenn langfristig das Waldbad schließen müsste oder andere Investitionen wie zum Beispiel für Schulen gestoppt werden müssten, weil das Hallenbad für die Stadt zu teuer wird.

Wie kannst du persönlich das Miteinander in der SVV beeinflussen?

Ich denke, wir sollten versuchen, alle respektvoll miteinander umzugehen. In einer guten Atmosphäre können wir sicher mehr erreichen, das würde ich mir wünschen. (Foto: CS)

Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 160 (7/2019).

Der Beitrag Neu in der Falkenseer SVV: Juliane Kühnemund erschien zuerst auf FALKENSEE.aktuell.

Neu in der Falkenseer SVV: Sven Steller

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Sven Steller lebt schon lange mit seiner Familie in Falkensee. Er ist einer, der sich engagiert und der mit anpackt, wo es nötig ist, der aber auch gern Klartext spricht und zugleich kompromissbereit ist. Nun zieht er für die CDU in die Falkenseer Stadtverordnetenversammlung ein. Mal sehen, was er zu sagen hat.

Wie alt bist du, wo kommst du ursprünglich her, wie lange lebst du schon in Falkensee, wie ist dein Familienstand?

Ich habe gerade meinen 50. Geburtstag gefeiert. In Falkensee bin ich dieses Jahr sozusagen volljährig geworden, wir sind 2001 aus Berlin, wo ich auch geboren wurde, hergezogen. Mit meiner wunderbaren Frau Anja bin ich fast 22 Jahre verheiratet, so alt wird auch unsere große Tochter bald. Wir haben noch zwei Jungs (18 und 12 Jahre) und eine kleine Tochter, die 5 Jahre ist.

Hast du dich vorher schon in Falkensee engagiert – ehrenamtlich oder in einem Verein?

Ich bin seit vielen Jahren im Vorstand des SV Falkensee-Finkenkrug, seit guten drei Jahren sogar als Vorsitzender. Daneben engagiere ich mich als Sprecher der Falkenseer Sportarbeitsgemeinschaft „Aktiv Sport“ und als Vorsitzender des Fördervereins der Lessing-Grundschule.

Was läuft in deinen Augen sehr gut in Falkensee?

Falkensee ist immer noch eine grüne Oase und wir haben noch genug Ruhe und sind von der üblichen Hektik und anderen Dingen, die eine Großstadt mit sich bringt, entfernt. Ich finde Falkensee einfach lebenswert!

Was läuft gar nicht gut in Falkensee?

Natürlich gibt es durch den permanenten Zuzug einen Nachholbedarf in Sachen In­frastruktur. Wir müssen in vielen Bereichen wie Schulen, Kitas, Verkehr, Sportanlagen, Stadtentwicklung usw. sicher noch mehr tun.

Was war für dich der konkrete Anlass, für die Falkenseer SVV zu kandidieren?

Ich war bereits in den 1990er Jahren einige Jahre lang in Charlottenburg-Wilmersdorf gewählter Bezirksverordneter. Nach meinem Umzug nach Falkensee habe ich meine politischen Tätigkeiten reduziert. Nun merke ich, dass wir in Falkensee noch einiges verbessern können und ich möchte dabei mitgestalten.

Was möchtest du in deiner Wirkungsphase in der SVV alles gern mit auf den Weg bringen?

Mir liegt es am Herzen, dass sich in Falkensee alle, ganz egal, ob jung oder alt, wohl fühlen und die bestmöglichen Angebote erhalten. Dazu zählen z.B. eine gute Ausstattung von Kitas, Schulen, Hort und Sportanlagen, sichere Geh- und Radwege und Orte des sozialen Miteinanders. Aber auch Sicherheit und Ordnung sind für Falkensee wichtig, da finde ich unseren Vorschlag der CDU sehr gut, ein 24-Stunden-Ordnungsamt einzuführen.

Und was verhindern?

Ich möchte verhindern, dass Falkensee seine Zukunft verspielt. Dafür ist es notwendig, das Wachstum so zu begrenzen, das es auch zur Infrastruktur passt. Da ist weniger manchmal mehr.

Wie kannst du persönlich das Miteinander in der SVV beeinflussen?

Wir sollten Falkensee nachhaltig lebenswert lassen! Es muss ein Miteinander aller Interessengruppen geben. Dazu gehört es aus meiner Sicht, Kompromisse zu machen. Das Wahlergebnis spiegelt es doch wieder: Wir werden viele Grüppchen haben und alle möchten ihre Schwerpunkte durchsetzen. Ich würde mich freuen, wenn wir es schaffen, einfach Entscheidungen zu treffen. Am Ende wird es niemals gelingen, alle 100 % zufrieden zu machen, aber vielleicht können wir uns alle auch mal mit 70 oder 80 % Zufriedenheit begnügen. (Foto: CS)

Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 160 (7/2019).

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Amtsgericht Nauen: Geduld zu Ende – Bei eBay Waren verkauft, diese aber nicht geliefert!

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„Am 6. Juni 2019 verhandelt das Schöffengericht mehrere Anklagen gegen die mehrfach einschlägig Vorbestrafte wegen gewerbsmäßigen Betrugs. Ihr wird vorgeworfen, in mehreren Fällen Gegenstände über Internet-Portale verkauft und den Kaufpreis von den Käufern erhalten zu haben, ohne die Gegenstände an die Käufer zu übersenden, was von Anfang an ihrem Plan entsprochen und der zumindest teilweisen Bestreitung ihres Lebensunterhaltes gedient habe.“

Mit diesen Worten machte das Amtsgericht Nauen auf eine öffentliche Verhandlung aufmerksam. Der Fall erweckt Aufmerksamkeit, weil jeder wohl schon einmal bei einem Kleinanzeigen-Portal im Internet Waren bestellt und bezahlt, diese am Ende aber nie erhalten hat. Was treibt jemanden dazu an, sich auf diese Art des „gewerbsmäßigen Betrugs“ einzulassen?

Vor Gericht wartet eine junge Frau mit gefärbten Haaren und kräftiger Statur auf die Verlesung der Anklage.

Die erste Überraschung: Es geht gleich um eine ganze Reihe von Betrugsanzeigen, die zeitlich von 2017 bis 2019 reichen. In so gut wie allen Fällen geht es eigentlich um kleine Summen. Ein Brautkleid wird für 59,49 Euro veräußert, Stoffe zum Nähen werden für 100 Euro verkauft, eine Jacke geht für 22,35 Euro über den virtuellen Verkaufstisch und ein Rucksack bringt 135 Euro. Nur ein iPad ragt preislich aus diesem Reigen heraus – es wurde für 431,77 Euro verkauft.

Die Verkäufe fanden nicht nur auf der bekannten eBay Plattform statt, sondern auch auf anderen Online-Portalen wie etwa eBay Kleinanzeigen, Mamikreisel.de oder Kleiderkreisel.de. Die Besonderheit: Die Angebote wurden nie unter dem eigenen Namen eingestellt, sondern immer unter verschiedenen Fantasienamen. Weitere Namen, die dem tatsächlichen Namen lautmalerisch schon deutlich ähnlicher waren, wurden bei der Angabe der Bankverbindung genannt.

Die Angeklagte: „Mein echter Name ist bei eBay bereits seit 2015 oder 2016 gesperrt. Es reicht sogar, wenn er in einem Chat auftaucht, dann wird die Aktion sofort gesperrt.“

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass bei der Kontoverbindung ein ähnlicher Name verwendet wird, damit die Bank dies als Schreibfehler auslegt und die Überweisung trotzdem annimmt.

Vor Gericht werden Chat-Verläufe mit den verschiedenen Betroffenen vorgelesen. Demnach wird den Käufern zunächst immer wieder zugesichert, dass die Ware zügig kommt. Pakete sollen verschickt worden sein, seien aber zurückgekommen, weil Adressaufkleber abgerissen waren oder Adressen nicht stimmten. Immer wieder wird den Kunden im Chat gesagt, wenn das Paket nicht kommt, gibt es das Geld zurück. Und dann folgt im Regelfall irgendwann – Schweigen. So lange, bis die geprellten Online-Käufer keine Geduld mehr aufbringen, zur Polizei gehen und Anzeige erstatten. Klar wird beim Verlesen der Chat-Verläufe auch, dass einzelne Artikel wie das Brautkleid zeitgleich sogar auf mehreren Portalen angeboten wurden.

Hat sich die Angeklagte einen „rechtswidrigen Vermögensvorteil“ verschafft, indem sie die Ware bewusst nicht verschickt hat – oder waren alle Fälle nur Zufälle aufgrund widriger Umstände?

Die Frau, die aus Nauen stammt und inzwischen in einer betreuten Familieneinrichtung lebt, bringt zunächst viele Gründe für das Nichtversenden vor und weist darauf hin, dass sie ja auch viele Pakete tatsächlich verschickt habe. Sie muss aber auch vor Gericht eingestehen, dass sie ein iPad nie besessen habe und dass sie viele Bestellungen nie ausgeführt und den Kontakt zu den Kunden bewusst abgebrochen hat.

Die Angeklagte: „Ich weiß nicht, was das mit mir ist. Ich packe die Pakete, sie stehen zum Wegbringen bereit – und dann tue ich das einfach nicht. Ich kann mir das selbst nicht erklären.“

Immerhin: Das Geld aus den Verkäufen wurde nicht für Luxus ausgegeben. Es floss in die ganz normale Haushaltskasse der Familie ein und wurde genutzt, um Essen und Trinken auch für die Kinder einzukaufen.

Ledig, Kinder, Schuldnerberatung
Die Angeklagte ist ledig, so wird es in der Verhandlung thematisiert. Sie hat eine Ausbildung zur Friseurin abgebrochen und lebt von Sozialleistungen. Die Frau kümmert sich um ihre Kinder, die alle noch unter zehn Jahre alt sind. Mit dem Vater, der vor Gericht als stark drogen- und alkoholabhängig beschrieben wird, besteht seit über einem Jahr gar kein Kontakt mehr, in der betreuenden Einrichtung hat er Hausverbot. Etwa 1.800 Euro werden ihr als Kindergeld und als Vorschuss auf den zu erwartenden Unterhalt von den Ämtern pro Monat ausbezahlt. Geld, bei dem das Gericht davon ausgeht, dass es reicht, um damit die Familie zu ernähren.

In der betreuten Familieneinrichtung wird die junge Frau wieder an einen normalen Alltag herangeführt. Eine Schuldnerberatung kümmert sich vor Ort um sie. So konnten bereits einige der sich aufgetürmten Schulden – etwa für die Kitabetreuung der Kinder oder für den bezogenen Strom – zurückgezahlt werden.

Am 1. April 2018 hat die Frau außerdem eine kostenpflichtige Ausbildung zur Modedesignerin angetreten, die im Monat 139,49 Euro kostet – die Hälfte des Geldes bezahlt die Mutter der Angeklagten. Seit einem dreiviertel Jahr ruht aber auch diese Ausbildung: „Die Kinder waren laufend krank und dann habe ich auch Rücken bekommen.“

Nicht das erste Mal vor Gericht
Schnell kommt heraus: Die geständige, aber sehr einsilbig sprechende Angeklagte („Ja, es ist alles so“) ist nicht das erste Mal vor Gericht. Wegen exakt des gleichen Tatbestands gab es bereits zahlreiche Anzeigen und Verhandlungen in der Vergangenheit. Für zehn Tage musste die Mutter von fünf Kindern sogar in Haft.

Zu folgeschweren Verhandlungen vor Gericht kam es im Januar 2018 vor dem Amtsgericht Nauen und im Juli 2018 vor dem Landgericht Postdam. Hier ergingen Bewährungsurteile – als letzte mahnende Warnungen, unbedingt damit aufzuhören, das „Vermögen eines anderen durch Vorspiegelung falscher Tatsachen zu schmälern.“

Und: Das Zentralregister der Angeklagten würde bereits neun Eintragungen mit Verurteilungen aus der Vergangenheit aufweisen, darunter Betrugsfälle und sogar einen Fall von gemeinschaftlichem Diebstahl.
Jetzt scheint es also ernst zu werden vor Gericht. Nun also wieder vor dem Amtsgericht Nauen ist die Staatsanwältin enttäuscht von der erneuten kriminellen Energie der Vielfachmutter: „Sie haben uns doch in die Hand versprochen, damit aufzuhören.“

Die Bewährungshelferin sagt aus, dass ihr noch kurz vor der öffentlichen Verhandlung versichert wurde, dass es keine neuen Betrugsfälle gäbe: „Mir wäre es am liebsten, die Frau würde gar keinen Rechner mehr anfassen oder zumindest die Verkaufsportale nicht mehr nutzen dürfen.“

Sie gab das Vertrauensverhältnis inzwischen als zerrüttet an und wies darauf hin, dass einige neue Betrugsanzeigen erst aufgekommen sind, nachdem sich die Beschuldigte vor dem Landgericht einsichtig zeigte und versprach, so etwas nie wieder zu tun. Auch der Aufenthalt in der betreuten Familieneinrichtung oder die Aufmerksamkeit einer Schuldnerberatung hätten leider nicht dazu beigetragen, die Angeklagte von ihrem Tun abzuhalten. Die Bewährungshelferin zeigte sich damit mit ihrem Latein am Ende.

Klar wurde vor Gericht auch: Eine Privatinsolvenz der Beschuldigten wurde bislang noch nicht beantragt. Auch eine psychiatrische Untersuchung wurde noch nicht vorgenommen.

Letztere beantragt der Pflichtverteidiger, der der Beschuldigten zugewiesen wurde: „Ich würde gern eine psychiatrische Begutachtung hinsichtlich der Schuldfähigkeit beantragen. Ich sehe hier Züge eines zwanghaften Verhaltens.“ Diese Begutachtung lehnt die Richterin allerdings nach einer kurzen Beratung mit den Schöffen ab, denn sie könne nicht erkennen, dass eine psychische Krankheit vorliegt, „nur weil jemand viele Straftaten begeht“.

Aufgrund der „Vielzahl einschlägiger Taten in weiteren Fällen“ und der bereits erfolgten Verhandlungen vor Gericht sieht sich die Staatsanwaltschaft nicht dazu in der Lage, eine weitere Strafe zur Bewährung zu fordern. Sie erzählt, dass unzählige Verfahren bereits im Vorfeld eingestellt wurden und dass die Beschuldigte sogar Konten auf die Namen ihrer Kinder eröffnet habe: „Die haben wir hier dann als Beschuldigte geführt.“ Die Ausreden will die Staatsanwaltschaft nicht mehr gelten lassen: „Sie vergessen seit fünf, sechs Jahren permanent, die Ware loszusenden. Ihre Ausreden kennen wir bereits seit vielen Jahren. Und sie haben weitergemacht, obwohl eine bitterernste Strafe droht.“

Die Staatsanwaltschaft beantragt vor Gericht eine Freiheitsstrafe – addiert aus den Einzelfällen – von vier Jahren. Und eine Vermögensabschöpfung, damit die geprellten Käufer ihr Geld zurückerhalten. Die Verteidigung fragt da noch einmal kritisch nach, ob die Beklagte in psychiatrischer Behandlung nicht besser aufgehoben wäre als in Strafhaft.

Nach einem langen Verhandlungstag wird die Beschuldigte „im Namen des Volkes“ und unter Berücksichtigung der alten Urteile wegen gewerbsmäßigem Betrug zu in Summe drei Jahren und acht Monaten Haft verurteilt. Sie muss den Käufern in neun Fällen das Geld zurückzahlen und die Kosten des Verfahrens tragen. Gegen das Urteil kann Berufung oder Revision eingelegt werden. (Text/Fotos: CS)

Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 160 (7/2019).

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Die Präventionsseiten der Polizei: Folge 5 – Drogen im Havelland

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Im ruhigen Havelland sollten die Kinder und Jugendlichen doch eigentlich vor den Versuchungen der illegalen Drogen geschützt sein, oder? Schließlich ist die Clubszene in der Region doch mehr als überschaubar. Und bekannte Drogenumschlagplätze wie den Görlitzer Park in der Hauptstadt Berlin gibt es hier auch nicht. Aber: Ganz so idyllisch geht es im Havelland doch nicht zu.

Michael P. (Name von der Redaktion geändert) ist Streifenbeamter der Polizei. Er sagt: „Ich habe im Havelland schon jede Art von Drogen gesehen. In erster Linie natürlich Cannabis, aber auch Kokain, Crystal Meth, Amphet- und Metamphetamine sowie Opiate. Drogen stehen gerade bei den Heranwachsenden sehr hoch im Kurs. Viele fangen schon mit 13 Jahren mit dem Kiffen an.“

Sebastian E. (Name von der Redaktion geändert) steht seinem Kollegen bei: „Die Wahrnehmung der Bürger hat sich verändert. Nehmen sie heute den typischen Cannabis-Geruch in der Öffentlichkeit wahr, dann spüren sie dem Geruch nicht länger nach, sondern unternehmen – gar nichts. Kiffen scheint akzeptiert zu sein. Zumal es uns ja auch in vielen Hollywood-Filmen oder Rapper-Songs vorgelebt wird. Und die Jugendlichen wundern sich: Nanu, ich dachte, das ist verboten? Und trotzdem tut niemand etwas dagegen? Das ist ja komisch“.

Michael P.: „Gerade bei den Heranwachsenden kann der regelmäßige Cannabis-Konsum viele negative Begleiterscheinungen haben. Das reicht von Konzentrationsschwächen bis hin zu ausgewachsenen Psychosen.“

Werden Jugendliche von der Polizei mit Drogen erwischt, so wird ihnen die Droge abgenommen, es erfolgt eine rechtliche Belehrung und eine Durchsuchung. Heranwachsende werden an die Erziehungsberechtigten übergeben und über die Strafanzeige informiert.

Sebastian E.: „Es wird immer wieder argumentiert, dass es z.B. bei ‚Gras‘ eine Freigrenze für den Eigenbedarf gibt. Das stimmt so aber nicht. Die Bundesländer haben Richtlinien erlassen, nach denen der Besitz einer “geringen Menge“ Cannabis für den Eigenbedarf folgenlos bleiben kann. Aber – jetzt kommt das große Aber – eine Strafanzeige wird trotzdem immer gestellt. Der Staatsanwalt ist der Herr des Verfahrens, er allein entscheidet, ob von einer weiteren Strafverfolgung abgesehen wird. Im Wiederholungsfall wird das bestimmt nicht wieder so laufen. So oder so bekommen die Betroffenen aber einen Eintrag in ihre Akte. Michael P.: „Heranwachsende nehmen eine solche Strafanzeige oft nicht besonders ernst. Der Akten-Vermerk (z. B. Führungszeugnis) kann bei Minderjährigen aber auch dazu führen, dass sie für einen Führerschein gar nicht erst zugelassen werden oder zumindest erst einmal nachweisen müssen, dass sie auch wirklich clean sind.“ Wer bereits einen Führerschein hat, muss mit Konsequenzen rechnen, wenn er „auf Droge“ erwischt wird.

Michael P.: „Wichtig ist: Das Führen eines Fahrzeugs unter Betäubungsmitteln ist eine Ordnungswidrigkeit. Sie wird im Regelfall mit einem Monat Führerscheinentzug, zwei Punkten und 500 Euro Strafe geahndet. Im Wiederholungsfall verdoppelt sich die Strafe. Kam es allerdings unter Drogeneinfluss zu Ausfallerscheinungen, einem Unfall oder zu einer Gefährdung von Menschen, so wird das gleich als Verkehrsstraftat gewertet.“

Im Ordnungswidrigkeitenverfahren müssen die Fahranfänger bei einem Führerschein auf Probe zu einer Nachschulung und es verlängert sich die Probezeit. Für alle anderen Fahrerlaubnisinhaber kann die Fahrerlaubnisbehörde zusätzlich eine Medizinische-Psychologische-Untersuchung (MPU) anordnen. Im Strafverfahren entscheidet das Gericht.

Sebastian E.: „Wenn wir eine Kontrolle durchführen und bereits sehen, dass die Personen stark gerötete Augen haben, sehr fahrig reagieren, zittern oder andere Anzeichen für einen Drogenkonsum zeigen, dann führen wir einen Drogentest zur Kontrolle durch. Früher nutzten wir einen auf Schweiß basierenden Wischtest, inzwischen verwenden wir einen Speicheltest. Der zeigt in wenigen Minuten an, ob Cannabis, Amphet-/Metamphetamine, Opiate oder Kokain konsumiert wurde. Bei einer Positivkontrolle ordnen die Beamten immer eine bestätigende Blutentnahme zur Sicherung des Ordnungswidrigkeiten-/Strafverfahrens an.“

Nach dem Cannabis sind Amphetamine die häufigste Droge, die im Havelland angetroffen wird.

Sebastian E.: „In Berlin sind Amphetamine in der Partyszene zu finden. Im Havelland wird das Zeug auch genommen, um im beruflichen Umfeld leistungsfähig zu bleiben oder die Leistungsfähigkeit zu steigern. Die Konsumenten bilden dann auch tatsächlich einen Querschnitt durch die ganze Gesellschaft.“

Fakt ist: Die Drogenproblematik nimmt zu im Havelland. 2017 wurden 351 Fälle von der Polizei bearbeitet, 2018 waren es bereits 450 Fälle. Die Aufklärungsquote liegt immerhin bei 94,7 Prozent.

Warum? Nun, werden Drogen gefunden, dann meist gleich am Besitzer oder Händler, sodass umgehend eine Strafanzeige geschrieben wird.

In der Offline-Welt weiß die Polizei ganz genau, wo die „Hotspots“ sind, an denen die Dealer unterwegs sind.

Michael P.: „In Falkensee behalten wir so etwa Treffpunkte der Jugendlichen im Auge. Aber die Digitalisierung macht auch vor der Drogenszene nicht Halt. Verabredungen zu einem Drogenkauf werden immer häufiger online getroffen. Das Internet ändert alles, Drogen können im Darknet bestellt werden! Das Darknet ist keine Erfindung der Medien, es existiert!“

Mein Kind nimmt Drogen:Wie erkenne ich das?
Das Sachgebiet Prävention der Polizei geht das Thema Drogen frühzeitig und intensiv an. Zuständig ist Martina Bethke: „Es ist beängstigend, wie die Kinder und Heranwachsenden mit dem Thema Drogen umgehen. Es wird der Umgang mit Drogen in der Öffentlichkeit teilweise verharmlost. In der Unterhaltungsindustrie wird der Konsum von Drogen überwiegend positiv dargestellt. Unsere Präventionsarbeit wird dadurch erheblich erschwert. Die Kinder und Jugendlichen verstehen nicht, dass die Drogen hier verboten, aber woanders erlaubt sind. Das Argument ist oft: Das machen doch alle…“

Martina Bethke ist im ganzen Havelland unterwegs, um – auf gezielte Anforderung hin – informative Drogenveranstaltungen in den Schulen durchzuführen. Im vergangenen Jahr war sie in 50 Schulen zu Gast und hat 1.029 Teilnehmer erreicht. In diesem Jahr waren es bereits 27 Veranstaltungen und 532 Teilnehmer. Vor Ort hält sie nichts von Vorträgen – sie liebt die Diskussion mit den Heranwachsenden zu Themen wie Legalisierung, Eigenbedarf, Drogentest, Führerscheinsperre usw.

Auch im Falkenseer „Haus am Anger“ begleitet die Polizistin seit 2013 gemeinsam mit anderen Partnern das Drogenprojekt “Glücklich ohne Alkohol und Drogen“. Hier geht es darum, dass der Jugendliche eine eigene Haltung in der Gesellschaft findet und dies trotz der allgegenwärtigen Präsenz von Drogen und anderen Rauschmitteln. Hier können sich Schulen anmelden, ohne den negativen Fokus auf sich zu lenken. Weitere Information finden sich unter www.crea-verein.de.

Martina Bethke: „Früher war ich nie in den Grundschulen. Inzwischen bekomme ich auch von hier Anfragen. Das Einstiegsalter sinkt. Wichtig ist mir in diesem Zusammenhang: Die Eltern sollten sich frühzeitig mit dem Thema Drogen beschäftigen – und nicht erst am Tag X, wenn das Kind mit Drogen erwischt wird. Ganz wichtig ist es, mit den Kindern zu sprechen. Leistungsdruck besteht bei allen, aber die Neugierde ist bei unseren Kindern doch viel größer.“

Chemische Drogen werden oftmals in dubiosen Kellern zusammen gemischt (Designer-Drogen) und kommen dann in den verschiedensten Formen zum Dealer. Die Inhaltsstoffe sind nicht definierbar, da die Designer-Drogen jedes Mal eine andere Zusammensetzung haben können.

Martina Bethke: „Wir hatten in diesem Jahr bereits einen minderjährigen Drogentoten im Havelland. Er hatte sein ganzes Leben noch vor sich. Mit Kleberschnüffeln fing alles an.“

Die beste Prävention gegen Drogen ist und bleibt – der Sport. Martina Bethke: „Für viele Sportler ist ihr Körper ein Tempel, der nicht durch Drogen beschädigt werden darf. Als Resümee meiner ganzen Veranstaltungen kann ich nur sagen: Wir müssen unsere Kinder besser auf das Leben vorbereiten, es ist nicht sinnvoll, wenn wir die Augen vor den Gefahren verschließen – die Jugendlichen können trotzdem mit allen Sachen in Berührung kommen. Auch eine Legalisierung mancher Drogen macht es nicht harmloser – die körperlichen Auswirkungen bleiben auch dann!“

Streifenpolizisten: Alkohol bleibt großes Thema!
Viele Drogenkonsumenten argumentieren: Wenn Alkohol frei zugänglich ist, dann darf auch Marihuana keine verbotene Droge mehr sein.

Sebastian E.: „Viele vergessen, dass es auch unter Alkoholeinfluss nicht erlaubt ist, ein Kraftfahrzeug zu führen. Wir führen immer wieder Kontrollen durch und stellen fest, dass sich noch immer viel zu viele Erwachsene zutrauen, nach ein paar Gläsern Bier oder Wein noch hinter dem Steuer Platz zu nehmen. Wir werden dann, wenn wir ins ‚Röhrchen‘ pusten lassen, oft angegiftet, wir sollen uns doch lieber um die richtigen Verbrecher kümmern. Da fehlt uns jedes Verständnis, weil unter Alkohol hat man einfach keine vollumfängliche Kontrolle mehr über das Fahrzeug – und wie schnell kommt es dann zu einem Unfall mit Todesfolge, womöglich noch mit einem Kind.“

Michael P.: „Wir können bei den Alkoholfahrten nicht mehr mit stereotypen Rastern arbeiten. Ob männlich oder weiblich, jung oder alt – all das spielt da keine Rolle mehr. Was uns immer wieder nachdenklich stimmt: Manche Fahrer haben ein oder zwei Promille Alkohol im Blut, reden aber noch völlig klar.“ (Text/Fotos: CS)

Das Sachgebiet Prävention der Polizeiinspektion Havelland ist in der Schützenstraße 13, 14641 Nauen, Tel. 03321-400-1088 erreichbar. Nähere Informationen zu diesem Thema finden Sie auf der Webseite www.polizei-beratung.de. Anzeigen, Hinweise sowie Meldungen etc. können auch unter www.polizei.brandenburg.de online abgegeben werden.

Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
der Wunsch nach einem sicheren Leben ist ein zentrales menschliches Bedürfnis. Ich bin davon überzeugt, dass sich Prävention auf Dauer für die Gemeinschaft auszahlt. Als Leiter der Polizeiinspektion Havelland freue ich mich sehr über die Chance, die verschiedenen Tätigkeitsfelder unserer polizeipräventiven Maßnahmen im Rahmen einer neuen Artikelserie in „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ umfassend darzustellen. Die Berichte in dieser Ausgabe und in den folgenden Magazinen sollen Sie informieren und so zur Erhöhung Ihrer Sicherheit beitragen.
Lutz Gündel, Polizeidirektor, Leiter der Polizeiinspektion Havelland

Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 160 (7/2019).

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Der Querkopf: Der Falkenseer Thomas Fuhl kandidiert direkt für den Landtag!

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Das ist sicherlich eine starke Meldung, mit der so niemand gerechnet hätte. An den bestehenden Parteistrukturen vorbei bewirbt sich der Falkenseer Thomas Fuhl, sonst in der CDU beheimatet, für einen Sitz im Brandenburger Landtag. Der Ur-Falkenseer, im November 63 in Staaken geboren und in der Gartenstadt aufgewachsen, war aber, so erinnern sich viele, schon immer die kommunale Dreifaltigkeit in einer Person: Frohnatur, Macher und – Querkopf.

Seit 1990 gehört er der CDU an und sitzt seit der allerersten freien Wahl in der Falkenseer Stadtverordnetenversammlung – zurzeit als Stellvertreter der Vorsitzenden Julia Concu. Seit 91 ist Thomas Fuhl (www.thomas-fuhl.de) auch Mitglied des Kreistages. Ebenfalls für die CDU. Diese Bande wirft der Mann, der das Arbeitgeberservicecenter in Falkensee mit aufgebaut hat, der von 2007 bis 2008 Geschäftsführer der Schloss Ribbeck GmbH war und der von 2010 bis 2011 als Projektmanager des Tourismusverbandes Havelland fungiert hat, nun in die Waagschale. Denn für den Landtag bewirbt sich Thomas Fuhl als 1-Mann-Kandidat (Listenplatz 12). Ohne Partei im Rucksack. Ein echter Affront? Oder ein weiteres Beispiel für den manchmal auch unbequemen Querkopf, der er ist? Manche erinnern sich da noch dunkel, dass er ja auch schon 2016 gegen den Parteiwillen als Landratskandidat angetreten ist. Die CDU hatte schließlich bereits den Kandidaten Roger Lewandowski aufgestellt.

Lieber Thomas Fuhl, warum kandidieren Sie für den Landtag?

Thomas Fuhl: „Wie sagt man so schön? Ich bin unzufrieden mit der Gesamtsituation. Jeden Tag frage ich mich: Warum klemmt hier eigentlich immer wieder die Säge? Wer blockiert hier alles, dass wir einfach nicht vorankommen? Viele Probleme, die wir in der Region haben, lassen sich anscheinend nicht auf der rein kommunalen Ebene beheben. Wenn wir nicht ausreichend Geld haben, um unsere Schulen anständig auszustatten, dann muss das Geld dafür eben vom Land kommen.

In meinem politischen Alltag habe ich das Gefühl, mir sind in einem fort die Hände gebunden. Ich möchte aber gern mit anpacken, etwas zum Besseren ändern und unsere Region deutlich nach vorn bringen.

Das funktioniert für mich aber einfach im klassischen Parteikorsett nicht. Meiner Meinung nach haben die SPD ihr S und die CDU ihr C verraten. Also schere ich aus dem Stau aus, gebe auf der Überholspur Gas und riskiere etwas. Im schlimmsten Fall fahre ich gegen die Wand. Im besten Fall schaffe ich es als Einzelperson in den Landtag und kann dort für mein Havelland aktiv werden.

Ich darf ja wohl klar sagen, dass ich mir in 30 Jahren ehrenamtlicher Kommunalarbeit meinen Gesellenbrief redlich verdient habe. Jetzt würde ich sehr gern eine Ebene höher meinen Meister machen.“

Wie wird der Wahlkampf aussehen?

Thomas Fuhl: „Wichtig ist erst einmal: Keine Partei steht hinter mir. Ich kann weder auf Parteifinanzen zurückgreifen noch auf vorbereitete Wahlplakate, die nur noch personalisiert werden müssen. Ich muss alles selbst machen und aus eigener Kraft – und dann auch noch mit dem eigenen Geld. Der Wahlkampf kostet mich einen 5-stelligen Betrag. Daran sieht man schon einmal: Ich meine es wirklich ernst. Das ist wie ein All-In wie beim Pokern.

Der Wahlkampf beginnt direkt am 6. August um 17 Uhr. Ich habe für einen Monat das leer stehende Betriebsgelände von BMW Ehrl in der Spandauer Straße in Falkensee gemietet. Hier ist mein Wahlkampf verortet. Vier Wochen lang werde ich jeden Dienstag und Donnerstag von 17 bis 19 oder 20 Uhr zu meinen ‚Gesprächen auf der Platte‘ einladen. Da stelle ich eine Couch mitten auf den Vorplatz ins Freie, setze mich drauf und diskutiere mit eingeladenen Gästen über aktuelle Fragen der Politik. Eingeladen habe ich schon jetzt die Bürgermeister der Region. Dazu wird es Würstchen vom Grill, Bier und Faßbrause geben – alles frei Haus. Und immer einen kleinen Showact, etwa von den einzelnen Abteilungen vom Turn- und Sportverein Falkensee e.V. (TSV). Vor Ort sammeln wir auch immer Geld für den guten und zugleich auch den lokalen Zweck.

Mittwochs sind wir mit dem Wahlkampfbus ‚Fuhl auf Achse‘ unterwegs. Die anderen Tage werde ich Wahlkampf auf der Straße machen – und mit den Menschen in meinem Wahlbereich Falkensee, Schönwalde-Glien und Dallgow-Döberitz sprechen. Die Bürger werde ich auch gleich zu meinen ‚Gesprächen auf der Platte‘ einladen.“

Wie sieht denn Ihre Strategie aus, um in den Landtag zu kommen?

Thomas Fuhl: „Im Landtag werden die Vertreter aus 44 Wahlkreisen direkt gewählt – mit der Erststimme. 44 Abgeordnete kommen über die Wahl der Partei in den Landtag – also über die Zweitstimme. Dann gibt es noch die Überhangmandate.

Ich bitte ganz klar um die Erststimme der Wähler. Mit der zweiten Stimme können sie weiterhin die Partei wählen, die ihnen besonders am Herzen liegt.

Ich kann nur eins sagen: Wer mich wählt, kann sich sicher sein, dass ich die Interessen von Falkensee, Dallgow-Döberitz und Schönwalde-Glien direkt in Potsdam vertrete – ohne dabei auf Parteiabsprachen Rücksicht nehmen zu müssen. Und ohne, dass ich Angst davor habe, jemandem auf den Schlips zu treten. Ich bin der letzte Ur-Falkenseer, der für die Bürger im Landtag kämpft.“

Was liegt Ihnen denn u.a. am Herzen?

Thomas Fuhl: „Unsere Jugend ist die nächste Generation, die alles am Laufen halten wird. Wir müssen sie fördern und das Bildungsangebot in den Schulen verbessern.

Mir geht das Herz auf, wenn ich in Finkenkrug an dem neu gebauten Spielplatz vorbeifahre und sehe, wie toll und intensiv der genutzt wird. Gleichzeitig weiß ich, dass es Probleme am Rosentunnel gibt, wo sich nachts Jugendliche treffen und morgens viele zerschepperte Flaschen auf dem Skaterareal liegen. Wir brauchen hier dringend einen 24-Stunden-Ordnungsdienst am Wochenende. In Brieselang wurde der vor zehn Jahren mit großem Erfolg eingeführt. Wenn dieser Ordnungsdienst nicht aus Stadtmitteln zu bezahlen ist, dann muss eben das Land das machen.

Auch zum Falkenseer Hallenbad habe ich eine Meinung. Hier müssen ganz klar die Finanzen sauber geprüft werden. Kann man sich das Hallenbad tatsächlich leisten, so sollte man hier unbedingt auch an die Jugend denken. Eine Indoor-Kletterwand wäre so etwa eine ideale Ergänzung zur Kegelbahn, weil man auf diese Weise alle Generationen ansprechen kann. Dass solche Angebote ziehen, hat ja bereits der TSV mit dem Kinderbewegungsraum in der neuen Stadthalle gezeigt.

Ich kriege nur einen Kragen, wenn später wichtige Kultureinrichtungen der Stadt flöten gehen sollten, nur weil das Hallenbad der Stadt doch zu teuer wird. Investitionen sind super, ich muss sie mir nur leisten können. Genau solche Themen möchte ich bei ‚Gespräche auf der Platte‘ diskutieren.“

Wie wird denn die CDU Ihren Alleingang bei der Landtagswahl bewerten?

Thomas Fuhl: „Darüber können wir uns dann gern im September nach der Wahl unterhalten. Aber ich bin kein Parteisoldat. Gerade jetzt definiere ich mich als überparteilich. Solche Befindlichkeiten hindern mich nur daran, neue Lösungen zu finden.

Ich verlasse ganz klar meine Komfortzone. Aber bislang saßen drei Abgeordnete aus Falkensee im Landtag. Und ich habe nicht den Eindruck, dass dabei für Falkensee etwas herausgesprungen ist.

Klar ist, dass ich im Landtag nicht nur Falkensee vertreten würde, sondern auch die Nachbarn Dallgow-Döberitz und Schönwalde-Glien. In Dallgow bin ich in den Kindergarten gegangen und in Schönwalde regiert mein Lieblingsbürgermeister.“

Welche Punkte haben Sie sich denn für den Landtag konkret auf die ToDo-Liste geschrieben?

Thomas Fuhl: „Wir brauchen mehr Landesgelder für Schulen und Bildung. Es muss mehr für die Innere Sicherheit getan werden. Der öffentliche Nahverkehr muss ausgebaut werden. Und als Randgemeinde im Schatten einer Großstadt brauchen wir Finanzen für neue Pilotprojekte in vielen Bereichen, damit wir uns einfach einmal ausprobieren können.

Im Landtag wäre ich Berufspolitiker für fünf Jahre. Das bedeutet, dass ich mich von morgens bis abends mit aller Kraft einbringen würde.“

Wie schafft man es eigentlich zum Einzelkandidaten?

Thomas Fuhl: „Ich brauchte für meine Bewerbung als Einzelkandidat Unterstützeradressen. Die Adressen habe ich am 10. Juli dem Kreiswahlleiter in Rathenow übergeben. Nun bin ich auf die Wahl am 1. September gespannt.“ (Text/Fotos: CS)

Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 161 (8/2019).

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Müll entsorgen: Zu Besuch auf dem Wertstoffhof in Falkensee

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Immer wieder landen alte Sofas, Farbeimer und anderer Unrat mitten im Wald. Wer beim Spaziergang über diese Ansammlungen von Zivilisationsmüll stolpert, ärgert sich und fragt sich: Muss das denn sein? Nein, auf keinen Fall. Denn in Falkensee gibt es den Wertstoffhof der abh (Abfallbehandlungsgesellschaft Havelland mbH) – und hier dürfen Privatpersonen einen Großteil ihres Mülls kostenfrei abladen, der Zuhause nicht in die Tonne passt.

abh-Geschäftsführer Michael Schmidt: „Die Leute hatten ihren Müll doch bereits im Auto. Ich kann nicht verstehen, warum sie ihn lieber in den Wald fahren anstatt zu uns.“

Jeder Havelländer darf die Dienstleistungen des Wertstoffhofs in Anspruch nehmen. Wer auf das Gelände des Hofs fährt, muss sich nur mit Namen anmelden (der oft schon über das Kennzeichen abgeglichen wird) und seinen Müll vorzeigen, sodass der Mitarbeiter vor Ort schauen kann, ob gebührenpflichtige Müllsorten wie etwa Autositze, Altreifen oder Bauschutt mit zum zu entsorgenden Abfall gehören.

Stefanie Herzberg von der Abfallberatung: „Unsere Mitarbeiter können dem Besucher auch gleich aufzeigen, in welche Container welche Komponenten gehören. Gebührenpflichtiger Müll wird gewogen – entweder auf der LKW-Waage ab 200 Kilo oder auf der Plattformwaage ab vier Kilo. In bestimmten Fällen können wir auch Kubikmeterpauschalen ansetzen. Die Anliefergebühren werden vom Landkreis jährlich neu kalkuliert.“

Wie gesagt. Viele Müllsorten sind für den Privathaushalt kostenfrei, darunter Sperrmüll, Schrott, Papier, Pappe, Elektroaltgeräte, Leuchtstoffröhren, Energiesparlampen und Schadstoffe. So steht es auf der Homepage, die übrigens auch immer die aktuelle Wartezeit in Minuten anzeigt. Viele Havelländer wissen aber noch nicht, dass der Wertstoffhof auch Batterien, CDs und DVDs, Druckertoner und Farbkartuschen entgegennimmt – ebenfalls völlig gratis.

Stefanie Herzberg: „Die Apotheken nehmen abgelaufene oder nicht mehr benötigte Medikamente nur noch auf freiwilliger Basis entgegen. Bei uns gibt es keine Diskussionen – wir nehmen alle Pillen gern kostenfrei entgegen. Das ist besser, als wenn sie im Hausmüll landen. Denn dann ist die Gefahr groß, dass die Wirkstoffe am Ende nicht ordnungsgemäß vernichtet werden und in der Umwelt landen.“

Und Geschäftsführer Michael Schmidt ergänzt: „Aus einer gewissen Sorgfaltspflicht nehmen wir von Privatpersonen auch Schadstoffe wie Farben, Lacke und Lösungsmittel kostenfrei entgegen. Hier arbeiten wir nach dem Solidarprinzip: Jeder private Haushalte zahlt ja eine jährliche Basisgebühr (aktuell 22,80 €) für unsere Dienste. In dieser Summe ist die Beseitigung der Schadstoffe mit einkludiert. Übrigens: Vollständig leere Eimer, Flaschen oder Kanister können ungespült über den Gelben Punkt entsorgt werden, wenn das Symbol auf den Verpackungen zu sehen ist. Gelbe Säcke geben wir zwar als Rolle aus, dürfen sie aber gefüllt nicht entgegennehmen.“

Auf dem Gelände des Wertstoffhofs stehen viele Container, die beschriftet sind. Alte Waschmaschinen und Backöfen gehören in den einen Container, Reifen oder Pappe in einen anderen. Stefanie Herzberg: „Wir bemerken, dass es mit der Pappe immer mehr wird. Die Leute bestellen zunehmend Artikel aus dem Internet – und die Ware kommt dann im Papppaket zu den Kunden nach Hause. Da reicht dann oft die Papiertonne nicht mehr aus, um die ganze Pappe zu entsorgen. Viele Havelländer bringen sie dann eben zu uns. Wir haben deswegen statt zwei Papppressen inzwischen drei aufgestellt.“

Der meiste Müll, der vor Ort anfällt, gehört zur Sparte „Gemischte Siedlungsabfälle“ und „Sperrmüll“. Michael Schmidt: „Das ist all das, was anfällt, wenn man mal das eigene Haus entrümpelt oder den Schuppen aufräumt – eben der Plunder der Jahre, der aussortiert wird. Hier wünschen wir uns, dass noch besser vorsortiert wird. Viel Kleinkram kann doch in den Hausmüll, anderes muss voneinander getrennt werden, sonst müssen das unsere Mitarbeiter abends noch vor Ort tun, wenn doch wieder ein Fernseher im Sperrmüll steht.“

Das mit dem Müll wird in den kommenden Jahren nicht weniger werden. Aus diesem Grund hat die Abfallbehandlungsgesellschaft Havelland vorgesorgt. Michael Schmidt: „Wir sind ja eine 100-prozentige Tochter vom Landkreis. Wir haben dem Landkreis empfohlen, die noch unbebauten Grundstücke zu kaufen, die an unserenWertstoffhof angrenzen – bevor wir keinen Zugriff mehr darauf haben. Das hat der Landkreis auch getan. In den kommenden Jahren werden wir den Wertstoffhof deswegen erweitern und umbauen, um den Flaschenhals bei der Ankunft zu beheben.“

Was wohl die kuriosesten Dinge sind, die im Wertstoffhof gelandet sind? Michael Schmidt: „Krass war sicherlich eine Stabbrandbombe aus dem 2. Weltkrieg, die bei uns entsorgt wurde. Sie fing in der weiteren Verwertung sogar an zu brennen. Und wir hatten einmal ein kleines Fläschchen mit radioaktiven Uraniumoxydatum. Das hat am Ende 4.000 Euro in der Sonderentsorgung gekostet.“ (Text/Fotos: CS)

Info: Wertstoffhof Falkensee, Abfallbehandlungsgesellschaft Havelland mbH, Nauener Straße 97, 14612 Falkensee, Tel.: 03321-4035418, www.abfall-havelland.de
Öffnungszeiten: Mo–Do von 9–17, Fr von 9–18.30 Uhr und Sa von 9–14 Uhr.

Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 161 (8/2019).

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Schmökerstoff im Heftformat: Jerry Cotton, John Sinclair & Perry Rhodan laden Woche für Woche zu einem neuen Abenteuer ein!

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Es ist so leicht, dem eigenen Alltag zu entfliehen und in fremde Welten abzutauchen. Dafür reicht bereits ein dünner Heftroman vom Kiosk um die Ecke völlig aus. Die in der Regel wöchentlich am Dienstag neu erscheinenden Romane kosten im Schnitt nicht einmal zwei Euro und helfen für knapp anderthalb, zwei Stunden bei der gewünschten Realitätsflucht.

Denn eins ist sicher: Jeder Roman hat ganz genau 64 Seiten lang Zeit, um das Happyend vorzubereiten. Denn dann muss der garstige Teufel tot, das schöne Mädchen aus der Hand der Wilder-Westen-Banditen befreit, der Mordfall geknackt, die grimmige Alien-Invasorenrasse besiegt und der Arzt in der idyllisch gelegenen Klinik die richtige Diag­nose gestellt haben.

Viele Heftromanserien, die am Kiosk des eigenen Vertrauens im Regal stehen, gibt es bereits seit vielen Jahrzehnten. Entsprechend hoch sind die Heftnummern, die auf dem bunten Cover stehen. Der Geisterjäger „John Sinclair“, der FBI-Agent „Jerry Cotton“, der härteste Mann des Wilden Westens „Lassiter“ oder unser Mann im All „Perry Rhodan“ – sie alle sind bereits vierstellig.

Wer damals in den Siebzigern in den Hochzeiten des Heftromans damit begonnen hat, als Jugendlicher die im A5-Format auf Zeitungspapier gedruckten und mit einem Glanzcover versehenen Heftromane wegzuschmökern, ist nicht selten noch immer als Stammleser mit dabei.

Das weiß auch Klaus N. Frick, Chefredakteur der 1961 gestarteten „Perry Rhodan“ Science-Fiction-Serie, die inzwischen die 3.000er Nummer geknackt hat: „Der typische Leser unserer Perry-Rhodan-Heftromane ist männlich und um die fünfzig Jahre alt. Unsere Leser sind sehr treu, viele sind schon seit Jahrzehnten dabei.“

Klaus N. Frick, Chefredakteur Perry Rhodan.

Denn das große Problem gerade bei den Spannungsromanen im Krimi-, Science-Fiction-, Western- oder Gruselsegment ist es, die heutige Jugend zum Lesen zu verführen. Denn wie sagt Uwe Meier, der zusammen mit Ulrike Schulz den Zeitungsladen neben „Interfood“ in der Finkenkruger Straße 2 in Falkensee betreibt, so treffend: „Bei der Jugend sind wir schon froh, dass sie mit dem Handy vor der Nase nicht gegen unsere Eingangstür laufen. Sie interessieren sich doch gar nicht mehr für die gedruckten Heftchen.“

Das Zeitungsgrosso als Zulieferer der Kioske passt übrigens ganz genau auf, in welchem Zeitungsladen sich welche Heftserien wie häufig verkaufen. So berichtet ein anderer Kioskbetreiber aus Falkensee: „Unsere Kasse meldet alle Verkäufe sofort an das Grosso weiter. Wenn da zweimal nacheinander festgestellt wird, dass eine bestimmte Heftromanserie liegen bleibt, bekomme ich sie in Zukunft gar nicht mehr geliefert. So reduziert sich das Angebot immer mehr.“

Klaus N. Frick: „Man muss leider klar sagen, dass die großen Zeiten des Heftromans vorüber sind.“

Das sieht auch Kioskbetreiberin Ulrike Schulz so: „Unser Laden liegt ja direkt neben der Bahn. Von 20 Fahrgästen, die auf die Bahn warten, kleben 19 mit der Nase am Handy. Da liest doch niemand mehr. Wir denken, die gedruckten Heftromane sterben mit der aktuellen Generation aus.“

Aber – noch ist ein Markt da. Und noch immer gibt es im ganzen Land viele tausend Leser, die sich Woche für Woche ihren Schmökerstoff einkaufen. Im Schichtdienst, nachmittags auf dem Sofa oder im Bett kurz vor dem Einschlafen lassen sich die Romane gut weglesen. Die literarische Qualität ist oft besser als ihr Ruf. Die drei großen Verlage Bastei, Pabel-Moewig und Kelter geben sich eben alle Mühe, trotz sinkender Verkaufszahlen lesenswerte Romane in Druck zu geben. Die sprachliche Gewitztheit, die früher ein Günter Dönges mit seinen verschmitzten „Butler Parker“ Romanen erzielt hat, bleibt aber unerreicht – und somit in angenehmer Erinnerung.

Der Bastei- und der Kelter-Verlag versuchen immerhin, den Markt mit vielen Neuauflagen, die wieder bei der Nummer 1 beginnen, neu zu beleben. Als Einstieg für neue Leser. So hat Bastei den früher so beliebten „Gespenster-Krimi“ neu ins Rennen geschickt, legt den in den Siebzigerjahren wegen seiner Brutalität mehrfach indizierten „Dämonenkiller“ unter dem Namen „Dorian Hunter“ ungekürzt neu auf und hat mit „Skull-Ranch“ auch für die Western-Fans neuen Lesestoff im Programm. Auch Kelter brennt für den Western und legt „Doc Holliday“ und „Wyatt Earp“ neu auf.

Wohlgemerkt: Das alles sind Neuauflagen, für die nur kleine Zweitverwertungshonorare zu zahlen sind. Timothy Stahl, der bereits über 150 Heftromane für Serien wie „Trucker-King“, „Jack Slade“, „UFO-Akten“, „Mitternachts-Roman“, „Maddrax“ oder „Professor Zamorra“ verfasst hat, darf inzwischen für die Grusel-Kultserie „John Sinclair“ Romane schreiben. Er sagt: „Ein Heftroman ist zwischen 160.000 und 200.000 Zeichen lang. Im Idealfall schreibe ich zwei Wochen an einem Roman. Aber dieser Fall tritt nicht sehr oft ein, meist brauche ich länger. Die Honorare sind nicht sehr hoch, bei nur einem Roman im Monat würde ich glatt verhungern. Die Schnellschreiber und echten Profis unter den Autoren schaffen einen Roman pro Woche.“

John-Sinclair-Autor Timothy Stahl

Klar ist: Damit die Leser Woche für Woche wieder zu einem Roman greifen, sucht sich jede Romanserie ihr besonderes Extra, um den Leser bei der Stange zu halten.

Schon immer sorgt etwa so die Western-Serie „Lassiter“ mit expliziten Sexszenen für rote Ohren bei den doch meist männlichen Lesern. Damals, als es noch kein Internet gab, waren die „Lassiter“-Hefte begehrte Tauschware unter den heranwachsenden Jugendlichen.

Die Science-Fiction-Serie „Perry Rhodan“ setzt eher auf den Fortsetzungscharakter. Die kosmischen Abenteuer ziehen sich hier über sogenannte Zyklen, die oft 50 oder 100 Hefte umfassen. Immer, wenn die Serie alle zwei Jahre „nullt“, startet ein neues Epos, was Neueinsteigern den Start erleichtert.

Das Drama ist natürlich: Das Ende einer jahrzehntelang gewachsenen Lesekultur ist in Sicht. In den Dörfern und Städten sterben die Zeitungskioske rapide aus, weil die Nachfrage nach gedrucktem Lesestoff jedweder Art sinkt. Wenn man sich einmal vor Augen führt, wo es in der Nachbarschaft noch einen richtigen Kiosk oder ein Zeitungsgeschäft gibt, so wird man nicht viele Finger beim Zählen vor die Augen heben müssen. Hinzu kommt – wie bereits erwähnt -, dass bei nachlassender Nachfrage leider auch die Anzahl der ausliegenden Hefte schnell angepasst wird. Für die Verlage gibt es nur begrenzt Möglichkeiten, die Anzahl der ausliegenden Hefte später wieder zu erhöhen.

Die Zukunft des Heftromans könnte immerhin im Digitalen liegen. Beim e-Book. Klaus N. Frick: „Die digitalen Ableger unserer Heftromanserie, also die e-Books und die Hörbücher, werden von Jahr zu Jahr wichtiger für den Verlag. Sie sind für die Kunden dank einer permanent verfügbaren Internet-Verbindung überall zu haben und können schnell geladen und dann gelesen oder gehört werden.“

Bei den e-Books kommt hinzu, dass es für den Verlag kein Problem ist, gleich die ganze Serie anzubieten. Hier gibt es die Sorge des Fans nicht, dass er aus Versehen eine Ausgabe verpasst. Im Gegenteil: Oft erscheinen für Kindle & Co sogar preiswerte Sammelwerke, die zum Spartarif angeboten werden. So lassen sich viele Heftromane in einem Rutsch auf das Lesegerät laden. Leser Uwe Rutenberg: „Im Kindle kann ich die Schriftgröße an mein Sehvermögen anpassen, das Gerät merkt sich auch ohne Eselsohren, wo ich gerade im Roman stecke, und wenn ich nachts ein Heft ausgelesen habe, lade ich mir gleich die Folgeausgabe aufs Gerät.“

Erstaunlich ist, wie einfallsreich die Fan-Szene zum Heftroman steht. So hat Joachim Otto bereits vor langer, langer Zeit die „Romantruhe“ (www.romantruhe.de) gegründet. Hier kann der Leser verpasste Einzelhefte nachbestellen, wichtiger aber noch Halb- und Jahresabonnements für seine Lieblingsserien abschließen, sodass die neuesten Ausgaben ohne Stress einmal im Monat per Post ins eigene Haus kommen. Inzwischen legt die „Romantruhe“ sogar in Eigenregie lange vergriffene Kultserien wie „Dr. Morton“ neu auf oder schreibt beliebte Serien wie den Gruselschocker „Tony Ballard“ einfach weiter.

Und Peter Koos aus Schwerte an der Ruhr sammelt in seinem „Heftromanarchiv“ (www.heftromanarchiv.jimdo.com) Titel, Coverbilder und Autorennamen der wichtigsten Romanheftserien in Deutschland ab 1945. Ein Mammutarchiv, das für alle Sammler den gedruckten Katalog ersetzt.

Ulrike Schulz und Uwe Meier, Falkenseer Kioskbetreiber.

Übrigens: Die Heftroman-Lektüre für die Damenwelt wird noch immer in deutlich gesünderen Stückzahlen aufgelegt. In diesen Romanen geht es um tolle Ärzte, verliebte Fürsten, besorgte Mütter oder die Heimat in den Bergen. Serien wie „Sophienlust“, „Chefarzt Dr. Holl“, „Notärztin Dr. Andrea Bergen“ oder aber „Alpengold“ hatten schon immer in der älteren Generation der Großmütter treue Abnehmer. Angesichts des Erfolgs vom „Traumschiff“ im Fernsehen und der Kreuzfahrtindustrie im Allgemeinen ist es nur erstaunlich, dass es zurzeit keine Kreuzfahrtserie mehr gibt.

Als die Heftromane in den Siebzigerjahren in Deutschland ihren Höhenflug erlebten, da hatten es die meist jungen Leser übrigens noch sehr schwer: Die neue Literaturgattung war bei den Eltern nicht besonders gut gelitten und wurde als „Schund“ verdammt. Die Eltern befürchteten, dass die „Trivialliteratur“ einen schlechten Einfluss auf die Deutsch-Noten der Kinder und erst recht auf die Fantasie des Nachwuchses haben würde.

Leser Carsten Scheibe (52) erinnert sich: „Als Jugendlicher habe ich mir jede Woche einen dicken Stapel neuer Heftchen vom nahe gelegenen Kiosk geholt. Das war meinen Eltern so suspekt, dass sie mir das verbieten wollten. Das hat mich natürlich nicht vom – nun heimlichen – Lesen abgehalten. Trotzdem war es eine unnötige Aktion. Viele Eltern junger Heranwachsender wären heute froh, wenn ihre Kinder überhaupt etwas lesen würden. Denn oft stellen die Jugendlichen das Lesen vollständig ein und interessieren sich nur noch für das Smartphone und die Spielekonsole.“

Carsten Scheibe mit einer Handvoll Western-Romane.

Klaus N. Frick: „Mit unseren e-Books erreichen wir die jüngere Leserschaft eher als mit den gedruckten Heften, sodass die Zahlen hier auf lange Sicht wieder Mut machen.“ (Text: CS / Fotos: CS, Katrin Weil, Jared Stahl, Ann-Kristin Ebeling)

Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 162 (9/2019).

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Waldaktionstag 2019: Dem Nauener Stadtforst setzt die Trockenheit arg zu!

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Zwei extrem trockene Jahre in Folge sorgen dafür, dass es dem deutschen Wald sehr schlecht geht. Das war Anlass genug für den Nauener Stadtförster Thomas Meyer, zu einem „Waldaktionstag“ einzuladen. In einem symbolischen Akt sollten junge Bäumchen mitten im Nauener Stadtforst gegossen werden. Die teilnehmenden Bürger wurden passend dazu aufgefordert, Gießkannen mitzubringen.

Die Resonanz aus der Bevölkerung überraschte Bürgermeister Manuel Meger sehr: „Im letzten Jahr waren wir noch zu zweit unterwegs“. Dieses Mal konnten am 14. August bis zu 60 Gießkannen am Treffpunkt gezählt werden – mit den passenden Personen. Auch die Landtagskandidaten der Region waren gekommen, um sich selbst ein Bild vom Zustand des Waldes zu machen. Und der ist bedrohlich.

Stadtförster Thomas Meyer: „Bei den großen Eichen rollen sich bereits die Blätter ein, Äste fallen herunter. Um Anpflanzungen zu schützen, könnten wir natürlich das Rehwild reduzieren. Aber gegen die Trockenheit haben wir kein Gegenmittel außer Regen, da würden auch Förderungen nichts helfen. Der Nauener Stadtforst ist 1.100 Hektar groß, er reicht bis nach Alt-Brieselang. Früher konnte ich nie im Wald unterwegs sein, ohne mir an verschiedenen Stellen die Füße naßzumachen. Die Sorge brauche ich inzwischen nicht mehr zu haben – es ist staubtrocken. Und das bis tief in den Boden hinein.“

Der Stadtförster lotst die Bürger durch den Wald und bittet sie darum, doch einmal die verschiedenen Baumarten zu zählen. Am Ende kommt es zu diesem Ergebnis: Der Nauener Stadtwald ist besonders artenreich. Zehn verschiedene Baumarten werden festgestellt, darunter die Eiche, die Rotbuche, die Kiefer, die Lärche, die Fichte, die Douglasie, die Birke und der Bergahorn. Meyer: „Wenn Sie ansonsten in Brandenburgs Wäldern unterwegs sind, dann sehen sie immer nur drei Baumarten. Zehn Arten sind schon super, denn diese Biodiversität sorgt dafür, dass der Wald robuster und widerstandsfähiger wird. Denn alle Baumarten haben mit Trockenheitsschäden zu kämpfen.“

Die Teilnehmer lernen auf dem 1,5 Kilometer langen Rundgang mitten im tiefen Wald so einiges. So trägt die Rotbuche zurzeit ganz besonders viele Bucheckern. Meyer: „Die Buche merkt, dass es ihr ans Leder geht und sie kurz vor dem Ende steht. Sie schaltet auf Verjüngung, steckt keine Energie mehr in die Blätter und produziert ganz viele Samen, um auf diese Weise weiterzubestehen. Wir nennen das eine starke Mast.“

Fichte und Lärche werden vom Borkenkäfer drangsaliert. Der Stadtförster schält bei einem Nadelbaum ein Stück Rinde ab. Darunter sind Larven, Puppen und Käfer in großer Anzahl zu sehen. Thomas Meyer: „400 Käfer reichen aus, um einen Baum zu töten. Die Fichten bei uns im Wald haben 90 Jahre alles ausgehalten, jetzt kommt eine Extremsituation – und es ist vorbei. Normalerweise kann ein gesunder Baum den Borkenkäfer leicht abwehren. Bohrt der sich durch die Rinde, produziert der Baum Harz und schließt so das Loch und tötet den Käfer. Aber bei der andauernden Trockenheit kann der Baum keinen Harz bilden und ist den Käfern ausgeliefert.“

Und er zeichnet ein drastisches Bild: „Die Bäume sind oben noch grün und wissen gar nicht, dass sie unten schon tot sind. Wir können die vom Borkenkäfer befallenen Bäume nur schnell mit dem Harvester fällen und verarbeiten. Das Problem ist dabei: Ich werde das Holz gar nicht mehr los. Seit dem Sturm Xavier ist der Markt übersättigt, ich bekomme für das Holz nur noch ein Drittel von dem Preis, den ich vor zwei Jahren hatte. Und laut Waldgesetz muss ich den Bestand ja auch wieder aufforsten. Setzlinge sind auf dem Markt dank der hohen Nachfrage aber deutlich teurer geworden. Bei den Neupflanzungen habe ich 25 bis 30 Jahre keinen Ertrag, dafür aber die ersten acht Jahre deutliche Kosten. Es kostet etwa 5.000 bis 10.000 Euro, um einen Hektar Wald wieder aufzuforsten. Wir Förster werden erschlagen vom Berg der Arbeit, der da auf uns zukommt. Es wird deutschlandweit ein Jahrzehnt dauern, bis wir den Wald wieder so aufgeforstet haben, wie es sein soll. Vorausgesetzt, wir haben zehn normale Jahre mit viel Regen. Ist das kommende Jahr wieder so trocken, dann kann ich noch einmal neu pflanzen.“

Angesichts des staubigen Waldbodens, der vielen hängenden Blätter, der rissigen Baumrinde und vieler weiterer Anzeichen sinkt die Stimmung bei den Teilnehmern des Waldaktionstages deutlich. Thomas Meyer: „Was wir gerade erleben, das ist das Waldsterben 2.0. Ich sehe aber, dass das Bewusstsein dafür langsam in der Öffentlichkeit ankommt. Hoffnung ist natürlich auch da: Die Bäume würden sich sehr freuen, wenn es ab morgen bis Weihnachten durchregnen würde. Leider sind auch die Winter viel zu trocken. Denn in den Wintermonaten füllt sich das Grundwasser auf. Selbst die Tiefwurzler im Wald haben zurzeit keine Chance darauf, mit den Wurzeln ins Wasser zu gelangen.“

Probleme haben auch die durch den Sturm Xavier vereinzelnen Bäume, die nun isoliert auf kleinen Lichtungen stehen. Bei 40 Grad Sonne im Sommer fehlt ihnen die kühlende und beschattende Wirkung der Baumnachbarn – und sie sterben den Zelltod. Thomas Meyer: „Die Kiefer, das ist unser Pionierbaum. Die Kiefer kommt mit ganz vielen Katastrophen bestens zurecht. Wenn die schon Probleme bekommt, dann weiß man, da ist etwas faul im Wald.“

Mit Sorgenfalten schaut der Stadtförster auch auf seinen Eichenbestand. Knapp fünf Hektar stehen da im Wald – mit Bäumen, die an die 95 Jahre alt sind. Thomas Meyer: „Die Eichen könnten bis zu tausend Jahre alt werden, das sind also ‚junge Erwachsene‘ bei uns im Wald. Viele Bäume sind oben schon kahl, von ihnen werden es nicht alle durch das Jahr schaffen.“

Immerhin: Am Ende des Waldaktionstages wurde doch noch ein kleines symbolisches Zeichen gesetzt. Die Nauener Feuerwehr hatte einen großen Metalltrog in den Wald gestellt und ihn mit frischem Wasser gefüllt. So konnten die Bürger ihre Gießkannen füllen und den kleinen Setzlingen auf einer Lichtung wenigstens ein paar Liter kühlendes Nass spendieren. Stadtbrandmeister Jörg Meyer: „5.000 Liter Wasser haben wir dabei.“

Was von diesem Wasser nicht in den Trog passte, schickten die Feuerwehrkameraden mit dem Löschschlauch im großen Strahl in Richtung Natur.

Ein Tropfen auf den heißen Stein? Sicher. Aber immerhin hatten die Teilnehmer des Waldaktionstages den Eindruck, wenigstens eine Kleinigkeit zum Erhalt des Nauener Stadtforstes beigetragen zu haben. (Text/Fotos: CS)

Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 162 (9/2019).

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Jugend fragt nach: Die Landtagskandidaten stellten sich den Fragen des Falkenseer Jugendforums!

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Barbara Richstein (CDU) verreist lieber in die Berge als ans Meer. Heiko Prüwer (AfD) liebt richtige Bücher, die noch nach einem Buch riechen, und lehnt e-Books ab. Ursula Nonnemacher (Die Grünen) trinkt lieber Kaffee als Tee. Das rühre noch aus ihrer Zeit im Krankenhaus her, als sich keine Nachtschicht ohne eine Kanne Kaffee überstehen ließ. Amid Jabbour (FDP) liebt Popcorn von der Popcorn Bakery – ganz egal, ob süß oder salzig.

Ines Jesse (SPD) ist Frühaufsteherin, aber nur gezwungenermaßen, weil sich ansonsten ihr Arbeitspensum nicht bewältigen lässt. Und Jörg Schönberg (Die Linken) kommt bislang ohne Tattoo und Piercing durchs Leben.

Diese kurzweiligen Einblicke in das private Empfinden der Landkreisdirektkandidaten aus dem Wahlkreis Havelland II (Falkensee, Dallgow-Döberitz, Schönwalde-Glien) förderten die beiden Moderatoren Toni Kissing und Anais von Fircks am 14. August gegen 11 Uhr im Foyer der Stadthalle zutage. Das Jugendforum Falkensee hatte die Direktkandidaten für die Landtagswahl am 1. September nämlich zu einem Gespräch mit den Jugendlichen eingeladen. Etwa 80 Schüler aus der Region hatten das Angebot für sich genutzt, die Politiker einmal ganz aus der Nähe ins Visier zu nehmen. Frei nach dem Motto: Wie stehen die Politiker eigentlich zu den Interessen der nachwachsenden Generation?

Marius Miethig vom Orga-Team: „Gerade die Landtagswahlen sind für viele Jugendliche sehr spannend, da hier bereits ab einem Alter von 16 Jahren gewählt werden darf. Deswegen ist es uns wichtig, die Kandidierenden aus der Gegend vorzustellen und sie in Hinblick auf ihre Wahlprogramme kritisch zu befragen.“

Das Jugendforum organisierte die auf zwei Stunden angesetzte Informationsveranstaltung äußerst professionell und auch sehr kurzweilig. So startete die Fragerunde mit einer schnellen Entweder-Oder-Fragerunde. Für alle Kandidaten stand dabei z.B. die Entscheidung im Raum: Hund oder Katze? Tee oder Kaffee? Berge oder Meer?

Anschließend ging es weiter mit ganz individuellen Aufgaben für die einzelnen Kandidaten. Das Jugendforum hatte bereits im Vorfeld typische Aussagen aus dem aktuellen Wahl-o-Mat für die Landtagswahl in Brandenburg auf Papierschnippsel geschrieben, die die Kandidaten abwechselnd aus einem Becher ziehen durften. Sie sollten die jeweilige These laut vorlesen und innerhalb von zwei Minuten dazu Stellung beziehen.

Barbara Richstein (CDU) zog den ersten Zettel. Ihr Statement: „Die intensive Tierhaltung (‚Massentierhaltung‘) soll im Land Brandenburg grundsätzlich verboten werden.“ Richstein dazu: „Ich esse selbst kein Fleisch. Wir brauchen in Brandenburg eine gute Tierhaltung. Generell ist es gut für das Klima, wenn weniger Fleisch gegessen wird.“

Den nächsten Zettel bekam Jörg Schönberg (Die Linken): „An der Grenze zu Polen sollen ständige Personenkontrollen durchgeführt werden.“ Er sagte dazu: „Nein. Wir haben EIN Europa, da brauche ich keine Grenzkontrollen. Ich bin strikt gegen eine Befestigung der Grenzen. Mauern hatten wir genug.“

Für Ursula Nonnemacher (Die Grünen) kam dieses Statement genau richtig: „An brandenburgischen Schulen soll ausschließlich das traditionelle Familienbild (Vater, Mutter, Kind) vermittelt werden.“ Sie konterte: „Nein. Wir müssen endlich weg vom Traditionsbild der 50er Jahre. Wollen wir denn die Zustände wieder zurück, als Frauen ihre Männer fragen mussten, ob sie arbeiten gehen dürfen? Ich sage: Es ist gut, dass sich lieben darf, wer möchte.“

Ines Jesse (SPD) bekam es mit einer heiklen Thematik zu tun: „Das Land Brandenburg soll sich dazu bereit erklären, aus Seenot gerettete Flüchtlinge aufzunehmen.“ Jesse: „Ja, es ist richtig, die Flüchtlinge aufzunehmen. Wenn Deutschland in Not wäre, dann wäre ich froh, wenn mein Sohn die gleiche Chance hätte, in einem anderen Land aufgenommen zu werden. Ich möchte nicht, dass irgendjemand da draußen stirbt.“

Amid Jabbour (FDP) fischte dieses Statement aus dem Eimerchen: „Bei der Besetzung von Wahllisten für den brandenburgischen Landtag sollen abwechselnd Frauen und Männer vertreten sein.“ Er überlegte einen Moment und formulierte: „Ich sage klar Ja zur Beteiligung der Frauen in der Politik. Die Diskussionskultur in der Politik wird auf jeden Fall besser, je mehr Frauen mit anwesend sind. Ich glaube an die Gleichberechtigung. Ich glaube aber nicht, dass man per Gesetz verordnen sollte, wer auf einen Platz kommt. Da sollte das Leistungsprinzip gelten. Eine starre Quote ist der falsche Weg.“

Heiko Prüwer (AfD) sollte sich dazu äußern: „Brandenburg soll vor dem Jahr 2038 aus der Kohleverstromung aussteigen.“ Er sagte: „Wir sind nicht dafür. Das ist für uns der zweite Schritt, bevor der erste gemacht wurde. Die Braunkohle und die Kernenergie erschaffen den Strom, die Windenergie und die Photovoltaic schaffen das noch nicht.“

Thomas Fuhl als Einzelkandidat ohne Partei im Hintergrund war nicht auf das Podium geladen worden, bekam aber in der ersten Sitzreihe eine These überreicht: „Das Wahlalter bei Landtagswahlen in Brandenburg soll auf 14 Jahre gesenkt werden.“ Er erklärte: „Ich habe mich schwergetan mit der Senkung des Wahlalters auf 16 Jahre. Meine Kinder haben mit aber erklärt, dass die Schüler heute so aktiv im Leben sind, wie das in meiner Jugend nicht der Fall war. Es ist also gut, dass wir das Wahlalter mit 16 realisiert haben. Ich bin aber nicht dafür, es auf 14 Jahre zu senken.“

Weitere Statements wurden für alle Politiker freigegeben. So sieht sich Ursula Nonnemacher von den Grünen auf Bundesebene sehr offen für Modellprojekte zum bedingungslosen Grundeinkommen, während Heiko Prüwer (AfD) klar sagt: „Kein Grundeinkommen ohne Leistung.“ Weitere Themen vor Ort waren u.a. das 365-Euro-Ticket für den gesamten Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg und die Legalisierung von Cannabis.

Im Anschluss durften die Politiker Fragen an die Jugendlichen stellen. Ursula Nonnemacher heimste viele hochgereckte Hände bei ihrer Frage ein, ob denn der Kampf gegen den Klimawandel das wichtigste Thema für die Jugendlichen sei. Ines Jesse konnte mit ihrer Forderung nach bezahlbarem Wohnraum nicht so viel Begeisterung wecken. Und Heiko Prüwer verschreckte die Schüler mit der Frage, ob sie im Unterricht denn auch wirklich wertneutral unterrichtet werden. Er habe das Gefühl, dass die Standpunkte der AfD im Schulunterricht nicht zur Sprache kommen. Seine Kritik an den Fridays-for-Future-Demos sorgte bei den Schülern für viele Gegenargumente. Eine richtige Diskussion kam auf, als Amid Jabbour das Thema Digitalisierung ansprach. Die Schüler wünschten sich ein freies WLAN in den Schulen, mehr Gesamtschulen in der Region, mehr Pädagogik-Fortbildungen für Lehrer und mehr Fortschritt in den Klassenräumen: Viele Smartboards würden nur als Deko an der Wand hängen.

Jonathan Manti: „Das Marie-Curie-Gymnasium ist mit einem ganzen PB-Kurs angereist, um die Politiker zu hören. Leider haben die anderen Schulen in der Region ihren Schülern nicht frei gegeben.“ Das ist sehr schade, denn einen lebendigeren Kurs in Politischer Bildung kann man sicherlich als Schüler nicht vermittelt bekommen. (Text/Fotos: CS)

Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 162 (9/2019).

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Beim „Stadtradeln“ 2019: Unterwegs mit den Stadtverordneten aus Falkensee!

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Viele Projekte befinden sich in Falkensee noch in der Planung – sie haben den Projektschreibtisch noch nicht verlassen. Andere wurden jüngst fertiggestellt oder sind bereits kräftig im Werden. Einmal im Jahr haben alle Bürger die Möglichkeiten, die aktuellen Baustellen der Gartenstadt zu besuchen – zusammen mit Bürgermeister Heiko Müller und vielen Stadtverordneten. Im Rahmen einer Fahrradtour kann man sich so ein eigenes Bild von den verschiedenen Projekten verschaffen.

In diesem Jahr fand diese Radtour – es war übrigens die 29. – am 17. August statt. Sie begann einmal mehr vor dem Falkenseer Rathaus und endete nach gut 25 geradelten Kilometern auf dem Parkplatz des Bürgeramtes. Julia Concu (Die Grünen) als aktuelle Vorsitzende der Falkenseer Stadtverordneten war die offizielle Gastgeberin der Radeltruppe, der sich dieses Mal über 70 Personen angeschlossen hatten. Sie sagte zur Begrüßung: „Wir wollen in den kommenden Stunden Neues erfahren und miteinander ins Gespräch kommen.“

Mit dabei waren neben dem Bürgermeister auch die beiden Dezernenten Luise Herbst und Thomas Zylla. Die Landtagskandidaten Ines Jesse (SPD), Ursula Nonnemacher (Die Grünen), Barbara Richstein (CDU) und Amid Jabbour (FDP) nahmen ebenfalls teil, von den Stadtverordneten traten u.a. Peter Kissing (SPD), Gerd Gunkel (Grüne) und Sven Steller (CDU) in die Pedale.

Der erste Stop wurde in der Friedensstraße gemacht. Hier möchte die stadteigene Gesellschaft für Gebäudewirtschaft Falkensee (gegefa) fünf viergeschossige Häuser mit jeweils elf Wohnungen errichten – zu Lasten einer Baumgruppe, die leider weichen muss. Zehn der so entstehenden Wohnungen sollen pro Haus gefördert sein, sodass sie auch für einkommensschwächere Bürger zu bezahlen sind. Von sechs bis sieben Euro pro Quadratmeter war die Rede. Eine Wohnung pro Haus hingegen soll auf dem freien Wohnungsmarkt vermietet werden. Die Baugenehmigung liegt vor, im Oktober soll mit dem Bau begonnen werden. Die gegefa rechnet mit einer Fertigstellung im 3. Quartal 2021.

Bürgermeister Heiko Müller: „Wir brauchen den Wohnungsbau in Falkensee und wir brauchen den geförderten Wohnungsbau. Leider verfügt die Stadt über viel zu wenig Grundstücke, die sich bebauen lassen. Wir suchen dringend große Freiflächen ohne Baumbestand.“

Zwischen der Ruppiner und der Rheinsberger Straße besitzt die Stadt noch ein passendes Grundstück, hier sollen weitere Wohnungen entstehen. Die Freifläche an der Spandauer Straße zwischen dem Kreisverkehr und der Shell-Tankstelle würde man nur zu gern auch für den Wohnungsbau verwenden, aber „hier gibt es kein Baurecht“, so Bürgermeister Müller.

Im langgestreckten Radkorso gelangten die Radfahrer zum neuen Multifunktionssportplatz des Lise-Meitner-Gymnasiums. Heiko Müller: „Seit 25 Jahren gibt es die Diskussion um einen angemessenen Sportplatz für das Gymnasium, seit zehn Jahren arbeiten wir konkret an der Umsetzung. Im November 2018 wurde mit dem Bau begonnen, nun konnte der Sportplatz am 20. August endlich übergeben werden.“

Baudezernent Thomas Zylla: „Eine Besonderheit ist, dass das Sportfeld zusammen mit den Sportlehrern geplant und entwickelt wurde.“ Neben einem klassischen 70×40-Meter-Fußballfeld gibt es deswegen auch ein sandiges Spielfeld – für Beach-Volleyball oder Beachsoccer. 1,43 Millionen Euro hat der Sportplatz gekostet. Dafür kann diese Sportstätte aber auch von den lokalen Vereinen mitgenutzt werden.

Ebenfalls fertiggestellt und am 9. August in Betrieb genommen wurde die neue Zweifeldsporthalle beim Vicco-von-Bülow-Gymnasium. Die neue Halle wurde nötig, nachdem das Gymnasium von 3- auf 4-zügig umgestellt wurde. Passend zum 10-jährigen Jubiläum der Schule konnte die Turnhalle in Betrieb genommen werden. Bürgermeister Müller: „Sie ist für die Schule eigentlich fast schon zu groß. Aber auch hier denken wir an die viele Sportvereine in Falkensee, die aus allen Nähten platzen und dringend mehr Hallenzeiten benötigen.“

Der Bau der Zweifeldsporthalle hatte im August 2016 begonnen. Der Landkreis Havelland hatte den Bau mit 50 Prozent gefördert – bei einem fixierten Festpreis von 4,3 Millionen Euro. Der Bau war am Ende aber 600.000 Euro teurer als geplant. Die Mehrkosten muss Falkensee alleine tragen.

Falkensee hat einige Straßenkreuzungen, die von den Autofahrern und auch von den Anwohnern für sehr gefährlich gehalten werden. Eine dieser unfallträchtigen Kreuzungen liegt direkt am „Kronprinz“ an der Ecke Friedrich-Engels-Allee und Karl-Marx-Straße. Heiko Müller: „Was viele nicht realisieren: Hier liegt eine 5-armige Kreuzung vor. Es ist sehr schwer, an dieser Stelle eine richtige Ampel zu setzen. Auch gehört der kleine Parkplatz direkt an der Kreuzung nicht der Stadt, sodass wir hier keinen Zugriff haben. Wir haben jetzt zur Erprobung eine Fußgängerampel aufgestellt, damit die Waldheimer sicher die Straße queren können.“

Einen baulichen Ausblick gab es in Richtung Friedrich-Engels-Allee. Sie soll in einem Bereich einen richtigen Radweg und in einem anderen Bereich einen „Angebotsstreifen“ für Radfahrer erhalten. Auch die Karl-Marx-Straße könnte in Zukunft in Richtung „Haveleck“ einen eigenen Radweg erhalten. Der müsste aber parallel zur Straße durch den Wald geführt werden. Und dann müssten einmal mehr Bäume weichen. „Ohne Kompromisse geht es in Falkensee nicht“, so der Bürgermeister.

Weiter ging es in die Holbeinstraße. Hier erwartete die Stadtverordneten und die Bürger ein sauber beräumtes Grundstück. Die alte Kita vor Ort, in den 80er Jahren gebaut und zwischenzeitlich als Hort genutzt, ist Geschichte. Der Landessportbund hat eine neue Kita im Wachtelfeld gebaut – die Kinder sind umgezogen. Der Bedarf im Einzugsgebiet der Lessing-Grundschule bleibt aber weiterhin hoch. Heiko Müller: „Das alte Gebäude war ungünstig geschnitten und der Keller zu niedrig, sodass er nicht mehr genutzt werden durfte. Wir bauen nun barrierefrei neu und planen zwei Gebäude vor Ort. So schaffen wir 250 neue Hort- und 50 Kitaplätze.“ Die Baugenehmigung ist da, die Submission vom Rohbau ist fertig, die Preise der Baufirmen sind annehmbar – im Oktober kann bereits mit dem Bau des Rohbaus begonnen werden. 9,5 Millionen Euro soll das Bauprojekt kosten, die Bauzeit wird mit anderthalb bis zwei Jahren veranschlagt.

Auf eine echte Überraschung durften sich die Teilnehmer des „Stadtradeln“ ebenfalls freuen. Sie durften als erste das für 1,9 Millionen Euro neu errichtete Gemeindezentrum der Neuapostolische Kirche in der Schwarzburger Straße betreten – und sich einen Eindruck vom Innenleben verschaffen. Das christliche Symbol des Fisches soll den ganzen Grundriss prägen. Die Kirche legt ihre beiden bisherigen Wirkungsstätten in Falkensee am neuen Standort zusammen – von 500 bis 600 Mitgliedern ist die Rede. Heiko Nevermann, Leiter der kircheneigenen Bauabteilung: „Das Grundstück haben wir von der Stadt bekommen. Die Orgel stammt aus unserer Versammlungsstätte in der Slabystraße. Ein Altar fehlt noch. Die Kirche soll am 7. oder 8. September ihre Weihe erhalten.“

Gleich um die Ecke konnten die Radfahrer einen tollen Kinderspielplatz bestaunen, der von der Neuapostolischen Kirche mitfinanziert wurde.

Die Radtour führte schlußendlich an der aktuellen Baustelle auf dem Grundstück des ehemaligen „Bayerischen Hofes“ vorbei zur Leipziger Straße. Hier baut die degewo auf der einen Seite 104 Wohneinheiten mit Tiefgarage – die Kräne sind bereits aufgestellt. Gegenüber sollen am Standort des ehemaligen „SeeCarrés“ etwa 450 Wohnungen entstehen – darunter auch 90 geförderte mit einer geringeren Miete. Hier ruht allerdings noch immer alles – der städtebauliche Vertrag fehlt.
Heiko Müller: „Die Leipziger Straße wird durchgeführt, sie wird zu einer Hauptstraße werden. Die Trassenbreite ist ausreichend, hier werden wir auch Radwege bauen können. Alle drei Bauprojekte befinden sich in zentraler Lage und in direkter Nähe zum Bahnhof, das wollten wir doch immer.“

Die Radtour endete nach über drei Stunden auf dem Parkplatz des Bürgeramtes. Hier standen erfrischende Getränke und Obstteller für die Radfahrer bereit. Und nicht nur das.

Eine Anliegergruppe aus der Nachbarschaft der Akazienstraße führte spontan eine lautstarke Demo durch. Die Anwohner spannten ein Transparent auf und intonierten passend dazu „Wir stellen uns quer – gegen mehr Autoverkehr.“ Ihnen sei es wichtig, das angedachte Parkhaus in Zentrumsnähe zu verhindern, um so zukünftige Autoverkehre aus ihrem Kiez fernzuhalten.

Trotz der langen Radtour stellte sich Bürgermeister Heiko Müller ganz allein und mit vielen Fakten im Gepäck auch noch dieser Diskussion. (Text/Fotos: CS)

Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 162 (9/2019).


Der Beitrag Beim „Stadtradeln“ 2019: Unterwegs mit den Stadtverordneten aus Falkensee! erschien zuerst auf FALKENSEE.aktuell.

16. Praktikums- und Ausbildungsmesse in Falkensee: Zukunft gesucht!

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Ganz egal, um welche Branche es geht: Alle Firmen haben zurzeit große Probleme damit, ihre freien Stellen zu besetzen. Deswegen heißt es immer öfters: Das Personal, das ich brauche, bilde ich eben selbst aus. Das hat den Vorteil, das man sich seine eigenen Mitarbeiter heranziehen kann. Doch wie begeistert man den Schüler von heute dafür, der Azubi von morgen zu sein? Seit nunmehr 16 Jahren bringt die Stadt Falkensee Betriebe und Behörden mit den Schülern zusammen – und lädt sie zur „Praktikums- und Ausbildungsmesse“ ein.

Das Format hat sich bewährt und in der Falkenseer Stadthalle die perfekte Heimat gefunden. Für die 16. Neuauflage der Messe hatten sich 82 Aussteller angemeldet. Ihre aufwändig inszenierten Stände konnten von den Schülern in der großen Halle, im gesamten Foyer und sogar auf dem Campusgelände im Freien besucht werden.

Bürgermeister Heiko Müller: „Die 16. Auflage unserer beliebten Praktikums- und Ausbildungsmesse verdeutlicht, wie wichtig dieses Instrument der Nachwuchskräftesicherung für viele Arbeitgeber in unserer Region ist. Das Informationsangebot ist sehr vielfältig. Ich lade alle jungen Leute aus Falkensee und Umgebung herzlich ein, sich ausgiebig zu informieren. Der eine oder die andere findet so vielleicht schon frühzeitig den Weg zum Traumberuf.“

Pünktlich um neun Uhr füllte sich das Areal mit zahllosen Schülern aus Falkensee und der gesamten Umgebung. Babett Ullrich von der Falkenseer Wirtschaftsförderung hat die Messe mit organisiert: „Insgesamt haben wir über tausendeinhundert Schüler aus der Region begrüßt, vor allem aus der 9. und 10. Klasse. Wir haben die Schulen gezielt eingeladen. Oft wurde der Besuch der Messe bereits im Unterricht vorbereitet, etwa im Rahmen der WAT- oder PB-Stunden. Mit 82 Ausstellern waren es in diesem Jahr einige mehr als im letzten Jahr, da zählten wir 79. Einige treue Aussteller sind übrigens schon von Anfang an mit dabei. Die Firmen und Behörden dürfen sich völlig kostenfrei auf der Messe präsentieren – und nehmen dieses Angebot dankend an. Vor allem jetzt, wo es schwerfällt, die Ausbildungsplätze zu besetzen. Die Firmen unternehmen inzwischen auch sehr viel, um mit den Schülern in Kontakt zu treten. Viele haben sogar ihre aktuellen Azubis mitgebracht.“

Um den Schülern den Aufenthalt auf der Messe so angenehm wie möglich zu gestalten, waren gleich vier Helfer vom lokalen Lise-Meitner-Gymnasium als „Schülerguides“ in den Hallen unterwegs. Vianna Sliwka (15) und Lena Kasserling (15) gehörten dazu – und hatten sich die grüne Warnweste mit dem Schriftzug „Schülerguide“ übergestreift. Mit einem Ausstellerplan auf dem Tablet-Computer warteten sie auf etwaige Problemfälle. Vianna Sliwka: „Wir haben die Fragen der Schüler beantwortet und zeigten ihnen den Weg zu bestimmten Ständen, die sie gerade gesucht hatten.“

Eine Schülerin, die auch ohne Hilfestellung zu einem zufriedenstellenden Ergebnis ihres Messebesuchs fand, war Hannah Meyer (15) aus einer 10. Klasse des Lise-Meitner-Gymnasiums: „Ich habe bereits ein paar deutliche Ideen, was meine berufliche Zukunft anbelangt. Passend dazu habe ich aber keinen Aussteller auf der Messe angetroffen. Das war aber auch gar nicht meine Intention. Ich habe mich eher gezielt nach Praktika und nach einem Ferienjob erkundigt. Das hat auch sehr gut geklappt. So habe ich einen Ferienjob bei der Konditorei Meister Möhring (www.meister-moehring.de) in Rathenow in Aussicht. Da soll ich jetzt einmal eine Mail hinsenden – und dann schauen wir, ob das klappt.“

Bürgermeister Heiko Müller zeigte sich ob des starken Interesses der Schüler sehr begeistert: „Ich freue mich, dass wir die Halle wieder voll haben. Wir haben ein tolles Arbeitsangebot, aber leider viel zu wenig Fachkräfte. Wir dürfen auch nicht vergessen, dass viele Mitarbeiter demnächst die Unternehmen verlassen, weil sie in den Ruhestand gehen. Die Schüler von heute sind deswegen umso mehr die wirtschaftliche Zukunft der Firmen von morgen. Ich freue mich auf eine erfolgreiche Messe und wünsche mir, dass viele Schüler ihren Weg zu ihrer beruflichen Zukunft finden.“

Auf die jungen Besucher der Messe warteten viele Attraktionen. So konnten sich die Schüler vor Ort kostenlose Bewerbungsfotos anfertigen lassen. Ein Fotograf war andauernd in Aktion und leuchtete ein Gesicht nach dem anderen aus. Die IHK Potsdam hatte außerdem wieder für ein Bühnenprogramm gesorgt. Am interessantesten war für die Schüler aber natürlich wieder der direkte Kontakt mit den Firmen.

Mario Lehmann, Ausbilder bei der Firma Grunske Metall-Recycling GmbH & Co. KG (www.grunske.net) aus Germendorf bei Oranienburg: „Ich bin sehr erfreut, dass sich die Schüler sehr gut auf ihren Besuch auf der Messe vorbereitet haben. Das kenne ich von anderen Messen ganz anders, da haben die Schulen sehr viel getan. Wir sind jetzt zum dritten Mal in Falkensee mit dabei. Im kommenden Ausbildungsjahr wissen wir, ob sich der Besuch ausgezahlt hat. Wir bilden Berufskraftfahrer aus und Fachkräfte für die Kreislauf- und Abfallwirtschaft.“

Früher, so manche Mittfünfziger erinnern sich, drängten viele Abiturienten zu einer Ausbildung bei einem Geldinstitut. Bank oder Sparkasse – das versprach in jedem Fall ein gutes Gehalt, eine krisensichere Anstellung und ein gewisses Image.

Das hat sich gewandelt, weiß Ingo Liebenow, Leiter der Filiale der Deutschen Bank (www.deutsche-bank.de) in Falkensee: „Als Kind oder auch als Jugendlicher hat man heutzutage ja nicht mehr sehr viele Berührungspunkte mit der Bank. Früher ist man vielleicht als Kind mit seinen Eltern einmal in eine Bankfiliale gegangen, um ein Überweisungsformular abzugeben oder um Geld abzuheben. Heute passiert das alles online. Und Finanzen sind in der Schule leider kein großes Thema. Manche Schüler haben auch Angst vor dem Bankensterben und befürchten, dass eine Anstellung bei uns ein Beruf ohne Zukunft ist. Das stimmt natürlich so nicht. Einen finanziellen Beratungsbedarf wird es immer geben. Und dafür benötigen wir eben gut ausgebildete Mitarbeiter. Im Westen Brandenburgs haben wir von fünf offenen Stellen aber nur zwei besetzen können. Es ist nicht mehr so wie früher – die Bewerbungen bleiben aus. Dabei sind die Hürden, die bei uns bis zur Einstellung zu nehmen sind, inzwischen niedriger als früher.“

Aus Falkensee kommt das Unternehmen fehmer GmbH (www.fehmergmbh.de), das Landschaftsgärtner ausbildet. Benjamin Gustke ist im Unternehmen Polier und Ausbilder. Er sagt: „Als Landschaftsgärtner gibt es viele Einsatz- und auch Aufstiegsmöglichkeiten. Wer möchte, kann in diesem sehr naturverbundenen Bereich auch seinen Meister machen. Auch ein Duales Studium ist bei uns möglich.“

Genau dafür hat sich auch Vincent Schmitz (18) entschieden. Er macht zurzeit seinen Bachelor of Engeneering im Bereich Garten- und Landschaftsbau und Grünflächenmanagement und erklärt: „Im Dualen Studium bekomme ich sehr viel Praxis und kann das Erlernte sofort im Unternehmen einsetzen.“

Auch Benjamin Gustke fällt es schwer, neue Anwärter für die Ausbildung zu finden: „Wir können uns über die Anzahl der Bewerbungen eigentlich nicht beschweren. Aber manche, die eine Bewerbung schreiben, kommen erst gar nicht zum vereinbarten Gesprächstermin. Andere haben eine komplett andere Vorstellung von der Arbeit, die auf sie wartet, und brechen die Ausbildung vorzeitig wieder ab. Ich habe aber das Gefühl, dass es in diesem Jahr wieder besser wird mit den Auszubildenden. Wir sind übrigens auch gern bereit dazu, über nicht ganz so gute Noten hinwegzusehen, wenn wir die Erkenntnis gewinnen, in einem Bewerber einen Rohdiamanten vorzufinden, der erst in der Ausbildung zu seinem vollen Potenzial findet.“

Zum ersten Mal auf der Praktikums- und Ausbildungsmesse dabei war in diesem Jahr die Mecklenburgische Versicherungsgruppe (www.mecklenburgische.de). Ralf-Info Harring brachte als Leiter der Vertriebsentwicklung in Potsdam gleich drei Azubis mit an den Stand. Er erklärte: „Wir sehen unseren Auftritt auf der Messe eher als Öffentlichkeitsarbeit an. Wir bilden in ganz Brandenburg nämlich nur ein bis zwei Versicherungsfachmänner oder -frauen pro Ausbildungsjahr aus, die wir den einzelnen Agenturen vor Ort andienen. Natürlich können auch die Agenturen selbst ausbilden.“

Von der Falkenseer Agentur war Anne Weishäutel mit dabei: „Wir haben bei uns in Falkensee immer einen Auszubildenden. Der wird auch in den anderen Agenturen eingesetzt, damit er oder sie auch Erfahrungen mit anderen Arbeitsweisen sammeln kann. Wenn ein Auszubildender richtig gut zu uns passt, versuchen wir natürlich, ihn dauerhaft an uns zu binden.“

Staatssekretärin Ines Jesse flanierte ebenfalls über die Messe: „Ich freue mich, dass so viele Landesbehörden vor Ort präsent sind. Es ist sehr gut, dass sie sich vorstellen, da es uns so auch gelingen kann, die Jugendlichen an unser wunderbares Brandenburg zu binden. Es ist ganz besonders wichtig für die Firmen und Behörden, die Jugendlichen hier vor Ort zu beraten und zu informieren. Denn die demografische Entwicklung wird so verlaufen, dass wir in vielen Berufsfeldern keine 100-prozentige Auslastung mehr erwarten können. Man muss sich schon etwas einfallen lassen, um seine Auszubildenden von morgen zu erreichen und zu begeistern.“

Entsprechende Ideen bringt die TOI TOI & DIXI Sanitärsysteme GmbH (www.toitoidixi.de) aus Dallgow-Döberitz mit. Das Unternehmen wächst sehr schnell und sucht Mitarbeiter in allen nur erdenklichen Bereichen – vom Fahrer über Rechnungsprüfer, Disponenten und Vertriebler bis hin zu neuen Mitarbeitern im Backoffice. Sogar passende Führungskräfte sind nicht leicht zu finden.

Juliane Vehma von der Personalabteilung Berlin-Brandenburg: „Wir haben firmenintern ein Programm mit dem Namen ‚Mitarbeiter werben Mitarbeiter‘ aufgelegt. Das funktioniert sehr gut. Wer uns einen Mitarbeiter empfiehlt, erhält eintausend Euro brutto ausgezahlt, sobald der neue Kollege die Probezeit überstanden hat.“

Ganz egal, ob die Barmer Krankenversicherung, der TSV Sportverein, der Landkreis Havelland, die Polizei Brandenburg, die Havelland Kliniken, die Sparkasse oder Amazon: Alle Aussteller freuten sich sehr über das rege Interesse der Schüler. Nun stellt sich einmal mehr die Frage: Wird der Messeauftritt Früchte tragen und für neue Auszubildende sorgen? Die Zukunft wird es weisen. (Text/Fotos: CS)

Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 163 (10/2019).

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